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Sichere IT-Infrastruktur: Die Rolle der digitalen Souveränität

Ein heller, warm beleuchteter Konferenzraum mit einem fokussierten IT-Team, das engagiert an vernetzten Bildschirmen und moderner Serverhardware arbeitet, um digitale Souveränität und sichere IT-Infrastruktur in einem zukunftsorientierten, europäischen Unternehmensumfeld umzusetzen.

Cloud-Abhängigkeit, Cyberangriffe und geopolitische Spannungen stellen Unternehmen zunehmend vor die Frage: Wie sichern wir unsere digitale Zukunft? Digitale Souveränität ist dabei mehr als ein politisches Schlagwort – sie wird zum entscheidenden Faktor für eine resiliente und sichere IT-Infrastruktur. Dieser Artikel beleuchtet, was digitale Souveränität im Unternehmenskontext bedeutet und wie IT-Entscheider sie konkret umsetzen können.

Was bedeutet digitale Souveränität – und warum ist sie so wichtig?

Digitale Souveränität bezeichnet die Fähigkeit von Staaten, Organisationen und Unternehmen, ihre digitalen Systeme, Datenflüsse und IT-Infrastruktur eigenverantwortlich und unabhängig zu gestalten. Besonders für Unternehmen gewinnt dieses Konzept an Bedeutung: Einerseits, um die Kontrolle über sensible Daten zu behalten, andererseits, um sich vor externen Einflüssen wie supranationalen Gesetzgebungen (z. B. dem US CLOUD Act) oder Einschränkungen durch ausländische Anbieter zu schützen.

Die ENISA empfiehlt in ihrem Bericht zur europäischen Cybersecurity (2023), Unternehmen auf sogenannte „technological dependencies“ zu prüfen. Laut dem Digital Economy and Society Index (DESI) 2023 liegt das Vertrauen europäischer Unternehmen in die digitale Eigenverantwortung bei nur 54 %, während 68 % der Unternehmen angeben, hauptsächlich Cloud-Dienste aus Nicht-EU-Staaten zu nutzen – meist aus den USA.

Die sicherheitsrelevante Dimension digitaler Souveränität

Eine leistungsfähige IT-Infrastruktur ist heute das Rückgrat jeder unternehmerischen Tätigkeit. Doch mit zunehmender Vernetzung steigen auch die Abhängigkeiten und Schwachstellen. Digitale Souveränität verknüpft regulatorische, technologische und sicherheitspolitische Fragen. Hier liegt der Schlüssel auch in der Kontrolle über eingesetzte Software, Infrastruktur und Lieferketten.

Der Sicherheitsspezialist Dr. Manuel Hoffmann vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bilanziert in einem Gespräch zum Thema: „Wer digitale Souveränität ernst nimmt, muss seine Cyber-Resilienz strategisch aufbauen – nicht nur operativ reagieren.“

Ein zentraler Bestandteil dabei sind Open-Source-Lösungen, der kontrollierte Einsatz von Cloud-Stacks (z. B. auf Basis von OpenStack) und nutzereigene Rechenzentrumsinfrastruktur. Auch Technologien wie Confidential Computing rücken zunehmend in den Fokus. Studien wie die von Gartner (2024) prognostizieren, dass bis 2026 rund 30 % aller Unternehmen mindestens einen Anwendungsstapel vollständig souverän in Edge- oder Private-Clouds betreiben werden – im Vergleich zu nur 8 % im Jahr 2023.

Fallstudie: Ein deutsches Industrieunternehmen geht souveräne Wege

Die Haver & Boecker OHG mit Hauptsitz in Oelde – ein global aktives Maschinenbauunternehmen – hat in den letzten Jahren massiv in den Umbau ihrer IT-Infrastruktur investiert. Ziel war es, die Abhängigkeit von transatlantischen Cloud-Dienstleistern zu reduzieren. In Kooperation mit einem regionalen deutschen Rechenzentrumsanbieter und unter Einsatz vollständig dokumentierter Open-Source-Technologien konnte eine hybride Cloud-Lösung umgesetzt werden, die kritische Fertigungsdaten national verarbeitet und speichert.

Der IT-Leiter Walter Krämer erklärt: „Unser neues Setup gibt uns die Hoheit über Infrastrukturentscheidungen zurück. Updates, Datenhaltung, Datenschutz: Alles liegt unter unserer Kontrolle – und das ist in unserer Branche mit IP-sensitiven Produkten enorm wichtig.“

Technologische Strategien für digitale Souveränität

Unternehmen haben heute zahlreiche Optionen, um eine sicherheitstechnisch souveräne Architektur zu etablieren. Wichtig ist ein strategischer Technologie-Mix, der sowohl Cloud-Nutzung als auch On-Premises-Ansätze adressiert.

  • Private Clouds & Edge-Computing: Besonders sensiblen Workloads kann in lokal betriebenen Rechenzentren der Vorzug gegeben werden. Edge-Computing unterstützt Latenzfreiheit und Datenhoheit.
  • Souveräne Cloud-Ansätze: Anbieter wie OVHcloud, IONOS Cloud oder die europäische GAIA-X-Initiative bieten Infrastrukturen, die europäischen Datenschutzrichtlinien folgen und mehr Transparenz ermöglichen.
  • Open-Source-Software: Verwendung quelloffener Software bedeutet vor allem: weniger versteckte Backdoors, auditierbare Sicherheit, Community-Support und langfristig geringere Total Cost of Ownership.

Ein aufschlussreiches Beispiel ist das Betriebssystem Sovereign Cloud Stack (SCS), das vom Open Source Business Alliance e.V. gefördert wird. Es ermöglicht Infrastructure-as-Code-basierte Souveränität und wird aktuell unter anderem von der Stadt München evaluiert.

Laut Bitkom-Studie (2024) sehen 62 % der mittelständischen IT-Verantwortlichen Datenschutz und Compliance als wichtigsten Antrieb für souveräne Cloud-Lösungen.

IT-Sicherheit als Verankerungspunkt digitaler Unabhängigkeit

Digitale Souveränität lässt sich nicht ohne ein starkes Sicherheitsfundament denken. Gefahren wie Supply-Chain-Angriffe, Ransomware-Kampagnen oder Systemkompromittierung durch Drittanbieter zeigen deutlich: Wer Systeme vollständig kontrolliert, reduziert Angriffsflächen deutlich.

Peter Wiegand, CTO eines auf Industrial Security spezialisierten Beratungsunternehmens, führt aus: „Die Verzahnung von Zero-Trust-Konzepten mit souveränem Infrastrukturdesign bringt maximale Resilienz. Nur wer seine Kommunikations- und Datenflüsse vollständig nachvollziehen kann, bleibt auch bei Störungen souverän.“

Die jüngste Studie von Ponemon Institute (2023) zeigt, dass bei Unternehmen mit vollständig verwalteter IT-Infrastruktur durchschnittlich 43 % weniger Sicherheitsvorfälle pro Jahr auftreten als bei solchen, die auf hybride, aber unkontrollierte Modelle setzen.

Drei konkrete Handlungsempfehlungen für IT-Verantwortliche

  • Strategischen Infrastruktur-Check durchführen: Prüfen Sie, welche Teile Ihrer IT-Infrastruktur unter fremder Kontrolle stehen. Setzen Sie priorisiert dort an, wo besonders sensible Daten verarbeitet werden.
  • Compliance & Rechtssicherheit sichern: Achten Sie bei Cloud-Providern auf explizite DSGVO-Konformität, Standort der Datenhaltung sowie Transparenz bezüglich der eingesetzten Sicherheitstechnologien.
  • Know-how intern aufbauen: Digitale Souveränität braucht Fachkräfte mit Security- und Infrastrukturkompetenz. Investieren Sie gezielt in Weiterbildungen und bauen Sie internes Verständnis für Architekturen & Abhängigkeiten auf.

Fazit: Eine strategische Investition in Zukunftssicherheit

Digitale Souveränität ist sicher kein Selbstzweck. In einer Welt multipler Cyberrisiken und wachsender externer Abhängigkeiten geht es für Unternehmen um nicht weniger als ihre Zukunftsfähigkeit im digitalen Raum. Wer jetzt in Architekturkonzepte, Kompetenzen und Partnerschaften investiert, baut die Grundlage für glaubwürdige IT-Sicherheit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Wie steht es um Ihre digitale Souveränität? Teilen Sie Ihre Strategien, Erfahrungen und offenen Fragen mit unserer Community – lassen Sie uns gemeinsam resiliente Infrastrukturen für morgen gestalten!

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