Ein Meilenstein für die europäische KI-Infrastruktur: Die Deutsche Telekom und der US-Technologieriese Nvidia errichten gemeinsam ein hochmodernes KI-Rechenzentrum mit 10.000 GPUs in München. Das Projekt positioniert sich nicht nur als strategische Antwort auf den globalen KI-Boom, sondern soll auch der heimischen Tech-Industrie neue Impulse verleihen.
Europäische Souveränität trifft Silicon Valley-Innovation
In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz zunehmend zum Innovationsmotor zahlreicher Branchen avanciert, sind leistungsfähige Rechenzentren das Rückgrat moderner IT-Strukturen. Die Deutsche Telekom hat sich dieses Themas nachhaltig angenommen: Gemeinsam mit Nvidia, einem der weltweit führenden Anbieter von Grafikprozessoren und KI-Hardware, entsteht derzeit in München eines der größten KI-Rechenzentren Europas. Ziel ist es, auf über 10.000 Nvidia-GPUs basierende Rechenleistung für Unternehmen, Forschung und KI-Start-ups bereitzustellen.
Laut Informationen der Telekom wird das Zentrum auf Basis der Nvidia DGX-GH200-Plattform errichtet. Diese setzt auf die hochperformante Grace Hopper Superchip-Architektur und erlaubt extreme Speicherbandbreiten sowie geteilte Speicherzugriffe – ein essenzieller Vorteil für anspruchsvolle KI-Trainings mit riesigen Datenmengen.
Technische Spezifikationen: Das Herzstück der neuen Infrastruktur
Die Anlage wird mit mehr als 10.000 Nvidia-GPUs der neuesten Generation (H200 Tensor Core GPUs) ausgestattet, die eine aggregierte Rechenleistung im ExaFLOP-Bereich liefern sollen – ein Quantensprung für Europas Rechenzentrumslandschaft.
Jede der verbauten GPU-Einheiten bietet (je nach Konfiguration) bis zu 141 GB HBM3e-Speicher und mehr als 4 TB/s Speicherbandbreite. Zur Cluster-Vernetzung kommt Nvidias Quantum-2 InfiniBand-Technologie mit 400 Gbps pro Port zum Einsatz. Ergänzt wird das Setup durch softwareseitige Integration in Nvidia AI Enterprise sowie optimierte Containerisierung über Kubernetes.
Die Energieversorgung basiert auf nachhaltigen Quellen. Die Telekom gibt an, dass der gesamte Betrieb mit Ökostrom abgesichert wird, während innovative Kühltechnologien wie Direct-to-Chip-Liquid-Cooling zum Einsatz kommen, um den Energiebedarf weiter zu senken.
Anwendungsbereiche: KI made in Germany für die Welt
Das Rechenzentrum zielt auf unterschiedlichste Anwendungsfelder:
- Generative KI: Sprachmodelle wie GPT, Bildgeneratoren oder multimodale Systeme können mit der GPU-Leistung deutlich schneller trainiert und optimiert werden.
- Industrie 4.0: Produktion, Logistik und Predictive Maintenance profitieren von massiv paralleler Datenverarbeitung.
- Autonome Systeme: Ob Robotik, autonomes Fahren oder Drohnentechnologien – die Verarbeitung sensorbasierter Big Data verlangt Höchstleistung.
- Medizinische Forschung: Protein-Folding-Simulationen, Wirkstoffentdeckung und Diagnosealgorithmen erfordern rechenintensive Umgebungen.
Besonders die Förderung junger KI-Unternehmen steht im Fokus. Über die TechBoost-Initiative der Telekom sollen Start-ups bevorzugten Zugang zu GPU-Ressourcen erhalten. Deren Kapazitäten können on-demand oder langfristig gebucht werden – ein Modell, das europäische Innovatoren gegenüber US-Plattformen wie AWS, Google Cloud oder Azure unabhängiger machen soll.
Globale Positionierung und Wachstumsambitionen
Im internationalen Vergleich stellt der Münchener KI-Hub eine bedeutsame Ergänzung der globalen KI-Cloud-Infrastruktur dar. Während Hyperscaler in den USA, China und dem Nahen Osten bereits milliardenschwere GPU-Cluster betreiben – darunter Microsofts KI-Supercomputer für OpenAI – hatte Europa bislang das Nachsehen bei KI-Rechenkapazitäten.
Mit dem aktuellen Projekt könnten Telekom und Nvidia diesen Rückstand zumindest teilweise kompensieren. Laut Zahlen des Branchenanalysten Omdia (2024) wurden allein im Jahr 2023 weltweit über 3,8 Mio. GPUs für KI-Zwecke ausgeliefert – ein Anstieg um 45 % gegenüber 2022 (Quelle: Omdia AI Infrastructure Tracker, Q4/2024). Europa lag mit weniger als 10 % der Rechenleistung global im hinteren Feld.
„Die neue Infrastruktur ist strategisch entscheidend, um Europas wirtschaftliche Souveränität im KI-Zeitalter zu sichern“, betont Claudia Nemat, Vorständin für Technologie und Innovation bei der Telekom.
Für Nvidia ist das Projekt zudem Teil einer umfassenderen Strategie: Der Konzern baut derzeit weltweit regionale Partnerschaften auf, um eigene Hardwarelösungen als Rückgrat nationaler KI-Clouds zu etablieren. In Deutschland positioniert sich das Unternehmen damit erstmals als zentraler Infrastrukturpartner über ein skalierbares B2B-Angebot.
Skalierung und Zukunftspläne
Das Rechenzentrum in München soll laut Telekom „modular skalierbar“ sein. Geplant ist, die Anfangskapazität bei Bedarf bereits 2026 auf bis zu 20.000 GPUs auszubauen. Parallel prüft man nach Angaben aus Konzernkreisen den Aufbau weiterer Standorte in Frankfurt und Berlin, um regionale Verfügbarkeit und Redundanz zu erhöhen.
Auch für den europäischen „AI Act“ ist das Projekt relevant. Die geplante Regulierung könnte nämlich Anforderungen an die Transparenz und Nachverfolgbarkeit KI-generierter Inhalte stellen – Anforderungen, die sich mit lokal kontrollierten Rechenzentren besser erfüllen lassen als mit international verstreuten Clouds.
Wirtschaftlicher Impuls für die Region
Der Standort München profitiert mehrfach: In der Bau- und Betriebsphase sollen laut Telekom über 250 direkte und indirekte Arbeitsplätze entstehen. Lokale Systemintegratoren, Dienstleister für Wärmerückgewinnung, Energieversorger, Sicherheitsfirmen und Hardware-Lieferanten sind eingebunden.
Darüber hinaus verstärkt das Zentrum das Profil Münchens als führender KI-Standort in Europa. Der ohnehin starke Tech-Cluster rund um TUM, LMU, UnternehmerTUM und diverse Forschungsinstitute erhält damit eine weltweit konkurrenzfähige Infrastruktur „vor der Haustür“.
Laut einer Prognose des European AI & Data Strategy Thinktanks (2024) könnte ein KI-Rechenzentrum dieser Größe bis 2030 mehr als 1,2 Milliarden Euro Wertschöpfung generieren – vorausgesetzt, es wird konsequent in lokale Innovationsprojekte eingebunden.
Drei Empfehlungen, wie Unternehmen von der neuen KI-Infrastruktur profitieren können
- Frühzeitiger Zugang sichern: Mittelständische Unternehmen sollten sich bereits jetzt mit TechBoost oder Partnerprogrammen der Telekom vernetzen, um Zugang zu den Kapazitäten im Early-Access zu erhalten.
- Workloads migrieren: Rechenintensive Anwendungen – etwa in den Bereichen Simulation, Datenanalyse oder KI-Modelltraining – sollten strategisch auf die neue Plattform übertragen werden.
- Kooperationsprojekte initiieren: Gemeinsam mit Universitäten, Start-ups oder anderen Industriepartnern lassen sich geförderte Pilotprojekte im Rahmen europäischer Programme effizient umsetzen.
Fazit: Wegweiser für Europas KI-Zukunft
Mit dem neuen KI-Rechenzentrum in München setzen die Deutsche Telekom und Nvidia ein deutliches Signal: Europa will bei künstlicher Intelligenz technologisch aufholen – durch Investitionen, Partnerschaften und Infrastruktur. Der Schulterschluss zwischen traditioneller Telekommunikation und modernster KI-Hardware ist ein starkes Modell für zukünftige Innovationsinitiativen.
Die kommenden Jahre werden zeigen, wie effektiv diese Plattform genutzt wird – durch Industrie, Forschung und Start-ups. Klar ist aber schon heute: Wer Zugang zu Rechenleistung hat, gestaltet die Zukunft. Wie wird euer Unternehmen davon profitieren? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder auf unseren Social-Media-Kanälen!




