Hosting & Infrastruktur

Heidenheims neues Rechenzentrum: Ein Modell für nachhaltige Infrastruktur

Sonnenbeschienenes, modernes Rechenzentrum mit klarer Architektur und gläserner Fassade, umgeben von grünen Bäumen, die in harmonischem Zusammenspiel Nachhaltigkeit und zukunftsweisende digitale Infrastruktur ausstrahlen – eine warme und einladende Szene voller natürlichem Licht und lebendiger Details.

Mit einem Paukenschlag hat die Stadt Heidenheim ein neues Kapitel digitaler Daseinsvorsorge aufgeschlagen: Das neue kommunale Rechenzentrum kombiniert modernste Technologie mit Nachhaltigkeit und gilt schon kurz nach der Inbetriebnahme als zukunftsweisendes Modell kommunaler Infrastruktur. Doch was macht das Projekt so besonders?

Ein Rechenzentrum für die Kommune: Hintergründe und Ziele

In Zeiten wachsender Anforderungen an digitale Verwaltungsstrukturen, steigender Energiepreise und Klimaschutzvorgaben hat die Stadt Heidenheim ein ambitioniertes Infrastrukturprojekt umgesetzt. Das neue kommunale Rechenzentrum deckt den steigenden Bedarf an leistungsfähiger lokal gehosteter IT-Infrastruktur und setzt dabei bewusst auf energieeffiziente und resiliente Komponenten.

Finanziert wurde das Projekt unter anderem durch Mittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Förderprogramms „Kommunale Klimaschutz-Modellprojekte“. Mit rund 2,4 Millionen Euro beteiligte sich der Bund an der Umsetzung. Zusätzlich floss ein Teil der Investitionen aus dem europäischen REACT-EU-Fonds, der in Folge der Corona-Pandemie Digitalisierung und Nachhaltigkeit fördern soll (Quelle: BMWK, 2024).

Innovationen: CO2-Löschanlage und kluge Energieintegration

Ein zentrales Merkmal des Rechenzentrums ist der Einsatz einer neuartigen CO2-Löschanlage. Während klassische Löschsysteme mit Wasser oder Schaum empfindliche Serverlandschaften zerstören können, bietet die CO2-basierte Lösung hohe Effizienz bei gleichzeitig minimaler Hardwarebeeinträchtigung. Der Clou: Im Ernstfall senkt die Anlage binnen Sekunden den Sauerstoffgehalt im Serverraum unter die Entzündungsgrenze – laut Hersteller bleiben dabei über 99,5 % aller Komponenten unbeschädigt (vgl. Siemens Fire Safety Report, 2023).

Ebenfalls richtungsweisend ist die Integration einer 180 kWp-Photovoltaikanlage, die sich auf dem Dach des Rechenzentrums befindet. An sonnenreichen Tagen deckt diese laut Angaben der Stadtverwaltung bis zu 60 % des Strombedarfs des Rechenzentrums. In Kombination mit einer smarten Lastverteilung und einer Notstromversorgung per Batterie- und Diesel-Hybridlösung erhöht dies die Energieautarkie und Systemverfügbarkeit deutlich.

Vier Schutzzonen: Redundanz, Sicherheit, Effizienz

Die physische Infrastruktur folgt einem Vier-Schutzzonen-Modell, wie es in modernen Rechenzentren zunehmend Standard ist:

  • Zone 1 – Außensicherung: Umzäunung mit Zutrittskontrolle, Überwachung per CCTV, automatisches Alarmsystem bei Erschütterung oder Bewegung.
  • Zone 2 – Gebäudesicherheit: Biometrische Zugangssteuerung, Sicherheitsüberwachung, Zugang nur für autorisiertes Personal über Transponder.
  • Zone 3 – Serverraum: Klimakontrolle, Löschsysteme, Sensorik für Rauch, Luftfeuchte und Temperatur. Integration in ein zentrales Sicherheitsdashboard.
  • Zone 4 – Rack-Level: Verschlüsseltes Asset-Management, Temperatur- und Energie-Monitoring je Rack, IoT-gesteuerte Wartungseinheiten.

Diese Mehrzonen-Struktur reduziert nicht nur Sicherheitsrisiken, sondern verbessert auch Wartbarkeit und Segmentierung bei zukünftigen Skalierungen.

Im Vergleich: Wie schneidet Heidenheim im bundesweiten Kontext ab?

Deutschlandweit investieren Kommunen zunehmend in eigene Cloud-Infrastrukturen und lokale Rechenzentren. Beispielgebend sind etwa die Stadtwerke Karlsruhe oder das „Green IT-BW“-Projekt der Landesverwaltung Baden-Württemberg. Doch Heidenheim sticht hervor – durch seine frühe Einbindung von nachhaltigen Komponenten, die Kombination aus Klimaschutz und IT-Versorgung sowie die modulare Architektur.

Laut einer Bitkom-Studie von 2024 planen 64 % der Kommunen in Deutschland die Modernisierung ihrer bestehenden Rechenzentren oder den Neubau. Dabei geben 73 % an, Nachhaltigkeitskriterien aktiv in ihre Planung zu integrieren (Quelle: Bitkom Studie „Kommunale IT-Infrastruktur 2024“).

Heidenheim gehört also nicht nur zur Avantgarde, sondern liefert gleichzeitig ein öffentlich dokumentiertes Design, das auch kleineren Kommunen zugänglich gemacht wird.

Energieverbrauch und CO₂-Bilanz im grünen Bereich: Erste Erhebungen zeigen, dass das Rechenzentrum in den ersten sechs Betriebsmonaten im Schnitt 63.000 kWh Strom pro Monat verbraucht – das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 25 Haushalten. Durch PV-Anbindung und effiziente Kühlung sank die CO₂-Bilanz um über 48 % im Vergleich zu konventionellen Hostinglösungen (Quelle: Stadt Heidenheim Umweltbericht 2025).

Handlungsempfehlungen: Was andere Kommunen lernen können

  • Frühzeitig Förderung beantragen: Förderprogramme wie „Kommunale Klimaschutz-Modellprojekte“ oder REACT-EU frühzeitig prüfen – sie können bis zu 70 % der Kosten abdecken.
  • Multiplikatorwirkung nutzen: Kooperation mit Partnerkommunen oder Landeseinrichtungen kann Kosten senken und Know-how bündeln.
  • Skalierbare Architektur planen: Zukunftsorientierte Systeme sollten schon bei Planung Raum für Erweiterung, Multi-Cloud-Anbindung und Sicherheitspuffer bieten.

Digitale Resilienz durch lokale Infrastruktur

Ein Rechenzentrum wie das in Heidenheim ist mehr als ein Technikbauwerk – es ist ein Symbol digitaler Selbstbestimmung. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten und wachsender Cloud-Abhängigkeit gewinnt lokales Hosting an strategischer Bedeutung. Kommunen, die auf eigene Infrastruktur setzen, steigern nicht nur die Kontrolle über ihre Daten, sondern auch ihre Sicherheit und Redundanz.

Insbesondere bei sensiblen Bereichen wie Meldeämtern, Gesundheitsdaten oder Bürgerportalen zählt jede Millisekunde Ausfallzeit. Die Kombination aus physischer Sicherheit, smartem Energieeinsatz und digitaler Souveränität macht das Heidenheimer Modell zu einem Vorbild für nachhaltige und resiliente Digitalisierung.

Fazit: Ein Bau mit Strahlkraft

Das kommunale Rechenzentrum Heidenheim zeigt eindrucksvoll, wie Nachhaltigkeit nicht im Widerspruch zu Hochverfügbarkeit und Sicherheit stehen muss. Die Verbindung aus CO₂-Löschsystem, PV-Anbindung und vierstufigem Schutzkonzept markiert einen technologischen wie politischen Meilenstein.

Der Weg Heidenheims weist anderen Kommunen einen gangbaren Pfad zu effizienter, sicherer und nachhaltiger IT-Infrastruktur. Ob als Blaupause für Neubauten oder als Benchmark für Erneuerungsstrategien – der Blick nach Heidenheim lohnt sich.

Diskutieren Sie mit: Wie nachhaltig sind kommunale IT-Strukturen in Ihrer Stadt oder Region? Welche Projekte kennen Sie mit Vorbildcharakter? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Ideen in unserer Community!

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