Unternehmen, die ihre Cloud-Infrastruktur gezielt über Regionen hinweg planen, stehen oft vor einer zentralen Herausforderung: Welche AWS-Services sind wo verfügbar – und in welcher Ausbaustufe? Amazons neue Funktion „AWS Capabilities by Region“ verspricht hier eine zentrale Lösung und schafft erstmals echte Vergleichbarkeit auf globaler Ebene.
Was steckt hinter AWS Capabilities by Region?
Im März 2024 hat Amazon Web Services die neue Online-Funktion Capabilities by Region eingeführt – eine zentrale, dynamisch gepflegte Weboberfläche, mit der Kunden die regionale Verfügbarkeit von über 200 AWS-Diensten, Features und Infrastrukturmerkmalen in Echtzeit vergleichen können. Diese Neuerung schließt eine langjährige Lücke, denn zuvor mussten Nutzer Informationen aus mehreren Quellen manuell zusammentragen.
Die neue Plattform unter aws.amazon.com/about-aws/global-infrastructure/regional-product-services bietet eine interaktive Oberfläche, über die sich bis zu drei Regionen gleichzeitig vergleichen lassen. Filter nach Services, Kategorien (z. B. Networking, Data, AI/ML) oder Stichwörtern vereinfachen die gezielte Suche erheblich. Besonders für global agierende Unternehmen oder Multi-Region-Architekturen ist das Tool eine strategische Hilfe bei der Planung, Migration und Ausfallsicherung.
Mehr Transparenz für überregionale Cloud-Strategien
Mit der zunehmenden Verlagerung geschäftskritischer Prozesse in die Cloud rückt die geografische Verfügbarkeit von Funktionen immer stärker in den Fokus. Ob es um Compliance-Anforderungen in bestimmten Ländern, Performance-Optimierungen oder geo-redundante Deployments geht: Die AWS Capabilities by Region-Funktion bringt entscheidende Transparenz in eine zuvor oft intransparente Umgebung.
Ein konkretes Beispiel: Ein europäisches Fintech-Unternehmen, das eine neue Anwendung auf Basis von AWS SageMaker plant, kann jetzt im Vorfeld prüfen, welche Features des Machine-Learning-Dienstes aktuell in Frankfurt, Stockholm und Paris aktiv sind. Auch Unterschiede in Pricing-Optionen, Netzwerktechnologien (z. B. IPv6, Local Zones), oder verfügbaren Editionen von Elasticache oder EKS lassen sich detailliert analysieren.
Praxisnutzen: Multi-Region-Deployment ohne Überraschungen
In der Praxis bedeutet das: Strategische Entscheidungen auf Produkt- und Infrastruktur-Ebene lassen sich schneller und faktenbasiert treffen. Besonders bei Terraform-orientierten CI/CD-Pipelines, die auf verschiedenen Zielregionen ausgerollt werden, kann die Nichtverfügbarkeit eines spezifischen Services – etwa FSx for NetApp ONTAP in bestimmten Regionen – teuer werden.
Die Möglichkeit, bis zu drei AWS-Regionen direkt zu vergleichen, erlaubt etwa IT-Abteilungen in multinationalen Konzernen präzise Entscheidungsgrundlagen:
- Welche Region bietet die benötigten Features für eine KI-basierte Analytics-Plattform?
- Wie unterscheiden sich die Netzwerkanbindungen zwischen Singapur, Tokio und Sydney?
- Sind neue WAF-Funktionen bereits in der Zielregion aktiv?
Auch die Risikoabwägung für Disaster Recovery-Strategien profitiert: Services wie AWS Backup oder Amazon Aurora Global Database lassen sich jetzt mit wenigen Klicks regional evaluieren. So lassen sich etwa US-Regionen wählen, die mit europäischen Schwesterregionen über dieselben Dienste verfügen – ein klarer Vorteil für Ausfallsicherheit bei niedriger Latenz.
Immer aktuell: Automatische Synchronisation nach AWS Releases
Laut AWS werden die Daten der Plattform in Echtzeit mit den Hintergrundsystemen synchronisiert. Neue Service-Rollouts erscheinen somit ohne Verzögerung in der Übersicht. Das ist ein essenzieller Fortschritt zur bisherigen Dokumentation, die auf manuelle Updates angewiesen war.
Bereits im ersten Quartal 2025 wurden laut AWS-Statistik über 48 neue Service-Features regional veröffentlicht – allein 13 davon zunächst nur in Nordamerika. Eine aktuelle Analyse der Cloud-Intelligence-Plattform CloudForecast zeigt zudem: Nur rund 55 % aller AWS-Services sind gleichzeitig in den fünf Hauptregionen (USA-Ost, USA-West, Frankfurt, Singapur, Tokio) verfügbar (Quelle: CloudForecast Region Report Q2/2025).
Die regionale Fragmentierung ist damit real – und ein Tool, das hier systematisch Abhilfe schafft, von strategischem Wert. Auch Gartner betont im Cloud Infrastructure Report 2025: Unternehmen mit „hochgradig standardisierten Multi-Region-Ansätzen“ reduzieren ihre „ungeplante Downtime“ um bis zu 37 % im Vergleich zu Einzelregion-Architekturen (Gartner CIO Research, März 2025).
Daraus ergeben sich praktische Empfehlungen:
- Planung neuer Workloads künftig mit Capabilities by Region beginnen – vor der Infrastrukturdefinition.
- Bei CI/CD-Strecken sicherstellen, dass alle Zielregionen identische Funktionsumfänge bieten.
- Regelmäßige Review-Termine einplanen, da neue Services rollend verfügbar werden.
Fallbeispiel: Kontinentübergreifende SaaS-Applikation
Ein Tech-Startup aus Berlin, das eine SaaS-Lösung für Legal-Tech im As-a-Service-Modell bereitstellt, nutzte die neue AWS-Funktion gezielt zur Auswahl der drei geopolitisch sensitivsten Deployment-Regionen. Die Entscheidung fiel auf Frankfurt (EU-Compliance), Mumbai (Kundenwachstum in Asien) und Oregon (Günstige Compute-Kosten).
Laut CTO Nils Brendel war dabei entscheidend, dass alle drei Regionen identisch bei folgenden Services aufgestellt sind: Secrets Manager, AWS AppConfig, CloudTrail Lake und API Gateway V2. Zitat: „Ohne das neue Vergleichstool hätten wir Wochen für Analysen aufbringen müssen – so ging es in zwei Tagen.“
Auch in Migrationen hinein – etwa On-Premise zu Hybrid oder in Multi-Clouds – dient die Funktion als solider Startpunkt. Unternehmen können frühzeitig Ausschlusskriterien erkennen (z. B. kein AWS Glue Studio in einer Region), ohne Tests ins Leere laufen zu lassen.
AWS stärkt Position im globalen Infrastrukturwettbewerb
Mit zunehmender Konkurrenz durch Anbieter wie Microsoft Azure, Google Cloud und Oracle Cloud Infrastructure, entscheidet zunehmend nicht nur die Service-Vielfalt – sondern deren regionale Transparenz. Laut Statista verteilte sich der weltweite IaaS-Markt 2024 wie folgt: AWS (31 %), Microsoft Azure (25 %), Google Cloud (11 %) (Statista: Public Cloud Market Share 2024).
Bei regionaler Vergleichbarkeit geht AWS mit Capabilities by Region in Vorleistung – und könnte dadurch bei Behördenprojekten oder multinationalen Branchen (Gesundheit, Finanzen, Luftfahrt) punkten. Gerade in regulierten Märkten ist die Sicherheit, dass ein Feature überall gleich verfügbar ist, ein konkreter Wettbewerbsvorteil.
Fazit: Neue Transparenz für strategisch denkende IT-Teams
„AWS Capabilities by Region“ ist mehr als ein Planungstool – es ist ein zentrales Steuerungsinstrument für IT-Architekten, DevOps-Teams und Cloud-Strategen. In einer zunehmend fragmentierten Infrastrukturwelt setzt es Maßstäbe für Klarheit, Geschwindigkeit und Konsistenz.
Unternehmen sollten das Tool frühzeitig in ihre Planungs- und Reviewzyklen integrieren und sich dabei die kontinuierliche Datenaktualität zunutze machen. Besonders bei regulatorischen Anforderungen, performancekritischen Deployments und Compliance-basierten Standortentscheidungen liefert es einen spürbaren Mehrwert.
Wie setzen Sie „Capabilities by Region“ in Ihrem Unternehmen ein? Welche Regionen sind für Ihre Cloud-Strategie gefragt? Diskutieren Sie mit unserer Community und teilen Sie Ihre Erfahrungen!




