Flat Design ist aus der modernen Webgestaltung kaum mehr wegzudenken. Doch bei einem Website-Relaunch stellt sich für viele Unternehmen die Frage: Ist dieser minimalistische Designansatz tatsächlich zielführend für Nutzererfahrung und Conversion-Ziele – oder schlicht ein visueller Trend? Wir beleuchten Chancen, Risiken und konkrete Empfehlungen für die Integration von Flat Design in den Website-Relaunch.
Was genau ist Flat Design?
Flat Design ist ein Designstil, der auf zweidimensionalen Gestaltungselementen, klaren Linien, starken Kontrasten und minimalistischer Typografie basiert. Im Gegensatz zu skeuomorphischen Designs – die reale Objekte imitieren – setzt Flat Design auf Funktionalität und abstrahierte Formsprache.
Bekannt wurde Flat Design vor allem durch Microsofts „Metro“-UI (später „Modern UI“) mit Windows 8 sowie Googles Material Design, das seit 2014 minimalistisches Design mit subtilen Animationen und Struktur kombiniert. Auch Apple hat mit iOS 7 im Jahr 2013 einen radikalen Übergang zum Flat Design vollzogen.
Aktuelle Designtrends 2025: Evolution statt Minimalismus pur?
Während Flat Design früher oft mit extremen Minimalismus gleichgesetzt wurde, sehen Experten heute eine evolutionäre Weiterentwicklung: sogenannte Flat 2.0 oder „Semi-flat“-Designs kombinieren die Klarheit flacher Elemente mit ausgewählten Schatten, Tiefen und Mikrointeraktionen. Ziel ist es, Nutzerführung und Funktionalität positiv zu beeinflussen, ohne den ästhetischen Purismus aufzugeben.
Ein aktueller Report des Nielsen Norman Group (NN/g) betont, dass visuell schlichte Interfaces nicht zwangsläufig zu besseren Nutzererfahrungen führen, wenn sie wesentliche Hinweise wie affordances (Nutzungshinweise) oder visuelle Hierarchie unterschlagen. Die Studie „Flat UI Elements Attract Less Attention and Cause Uncertainty“ (2023) zeigt, dass zu flache Designs unter Umständen zu niedrigeren Interaktionsraten führen können.
Vor- und Nachteile von Flat Design im Website-Relaunch
Unternehmen, die einen Relaunch planen und dabei Flat Design einsetzen, sollten die jeweiligen Vor- und Nachteile im Kontext ihrer Nutzer, Ziele und Inhalte sorgfältig abwägen.
Vorteile
- Klare Benutzerführung: Flat Design reduziert visuelle Ablenkung und ermöglicht eine fokussierte User Journey.
- Mobile First-tauglich: Der minimalistische Stil unterstützt schnelle Ladezeiten und Anpassungsfähigkeit auf mobilen Geräten.
- Kosteneffizient bei Entwicklung: Da weniger grafische Elemente benötigt werden, lassen sich Entwicklungszeiten oft verkürzen.
Nachteile
- Fehlende visuelle Orientierung: Nutzer erkennen klickbare Elemente seltener, wenn z. B. Schatteneffekte oder Hover-Zustände fehlen.
- Wenig emotionale Ansprache: Der reduzierte Look kann nüchtern wirken und Markenidentität schwer transportieren.
- Tricky für komplexe Websites: Auf Plattformen mit vielen Funktionen oder heterogenem Content stößt Flat Design an Grenzen.
Flat Design und Conversion-Rates: Gibt es einen Zusammenhang?
Entscheidend ist, wie Flat Design auf die Nutzererfahrung einzahlt – und damit auf zentrale KPIs wie Conversion- oder Bounce-Rate. Eine Studie von GoodUI.org (2024) zeigte etwa, dass Seiten mit „sampled flat interfaces“ in A/B-Tests teils bis zu 12 % niedrigere Conversions gegenüber kontrollierten Varianten aufwiesen. Eine mögliche Ursache: mangelnde visuelle Hinweise auf Call-to-Actions oder Navigationselemente.
Andererseits kann Flat Design bei konsequenter Anwendung und guter Informationsarchitektur zu besseren Ladezeiten, klarerer Navigation und höherer Responsivität führen – alles Faktoren, die sich positiv auf Conversions auswirken können.
Daher gilt: Flat Design ist kein Wundermittel – sondern ein Werkzeug, das richtig eingesetzt enorme UX- und Conversion-Vorteile bringen kann.
Best Practices: So gelingt die Umsetzung
Mit diesen fundierten Tipps gelingt Unternehmen der erfolgreiche Einsatz von Flat Design – ohne die Nutzer aus den Augen zu verlieren:
- Kontraste gezielt einsetzen: Buttons sollten sich farblich und durch klare Shapes vom Hintergrund abheben. Hilfreich sind auch dezente Schlagschatten oder Hovereffekte.
- Mikrointeraktionen einbauen: Subtile Animationen oder Feedbackelemente (beim Klicken, Laden, Scrollen) erhöhen die Nutzerbindung und geben Orientierung.
- Icons mit Text kombinieren: Flache Icons ohne Labels können zu Missverständnissen führen. Kombinierte Elemente verbessern die Benutzerführung signifikant.
Beispiele: Wer Flat Design richtig nutzt
Unternehmen wie Dropbox, Stripe oder Airbnb setzen seit Jahren erfolgreich auf modernes Flat Design. Besonders bei Stripe zeigt sich, wie durchdachtes Flat Design durch modulares Layout, starke typografische Hierarchie und gezielte Animationen die Benutzerführung unterstützt und Conversions fördert.
Auch der Online-Lernanbieter Coursera setzt auf ein Flat-2.0-Prinzip: klare Flächen, starke Kontraste und animierte CTA-Elemente bilden eine funktionale und ästhetisch ansprechende Oberfläche für verschiedenste Zielgruppen.
Fazit: Minimalismus mit Substanz – Flat Design bewusst einsetzen
Flat Design ist mehr als ein gestalterischer Trend – es ist ein potentes UX-Werkzeug, wenn es strategisch in einen Website-Relaunch integriert wird. Organisationen sollten dabei nicht nur visuelle Klarheit anstreben, sondern auch Interaktionsmuster, Branding und Conversionziele berücksichtigen.
Die Zukunft liegt nicht im radikalen Minimalismus, sondern in hybriden Ansätzen, die nutzerzentriertes Design mit funktionaler Ästhetik kombinieren.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Flat Design im eigenen Relaunch gemacht? Teilt eure Best Practices und Learnings gern mit der Community im Kommentarbereich!




