Ein Roboter, der gehen und rollen kann – inspiriert vom ikonischen TARS aus „Interstellar“ – markiert einen Meilenstein in der mobilen Robotik. Mit erstaunlicher Bewegungsfreiheit und modularer Intelligenz verspricht diese Innovation völlig neue Einsatzmöglichkeiten in extremen Umgebungen. Was heute noch nach Science-Fiction klingt, nimmt dank aktueller Entwicklungen reale Formen an.
Ein Design direkt aus dem Filmstudio – jetzt Realität
Als 2014 der Film „Interstellar“ über die Leinwände flimmerte, staunten Kinofans nicht nur über die spektakulären Weltraumszenarien, sondern auch über den ungewöhnlichen Roboter TARS. Rechteckig, wandelbar, wendig. Inzwischen stand genau dieses Design Pate für einen neuen, realen Roboter, der in Forschungslaboren weltweit für Aufsehen sorgt: Der sogenannte „RoMeLa ARTEMIS Rover“, eine Weiterentwicklung aktueller robotischer Geh- und Rollplattformen.
Der Clou an der Konstruktion: Der Roboter kann kippen, rotieren, gehen und rollen – und das je nach Umgebung vollautonom. Statt sich auf ein Fortbewegungssystem wie Räder oder Beine zu beschränken, kombiniert das Design beides. Antrieb, Sensorik und Intelligenz sind modular verbaut und durch KI-gestützte Steuerungssoftware miteinander verbunden.
Gehen oder Rollen – warum beides gebraucht wird
Ein klarer Vorteil dieses Robotertyps ist seine kombinierte Mobilität: Während legged robotics (beinbasierte Fortbewegung) in unwegsamem Gelände punkten, eignen sich rollende Plattformen für ebenen, schnellen Transport effizienter. Der neuartige hybride Roboter kann zwischen beiden Modi dynamisch wechseln – ohne Bedienereingriff.
Aktuelle Tests des Koreanischen Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) zeigen, dass der Prototyp auf unebenem Terrain eine Stabilität von über 92% in Fortbewegungstests erreichte, während im Rollmodus Geschwindigkeiten von bis zu 11 km/h erzielt wurden (Stand August 2025).
Diese Flexibilität erhöht nicht nur Einsatzreichweite und Energieeffizienz, sondern eröffnet auch gänzlich neue Anwendungsfelder.
Anwendungsgebiete: von Marsmissionen bis Katastrophenhilfe
Die Einsatzszenarien für gehende-rollende Roboter wachsen mit jedem technischen Fortschritt. Besonders drei Industrien stechen hervor:
- Rettungsdienste und Katastrophenschutz: In Erdbebengebieten oder eingestürzten Gebäuden können Roboter mit variabler Fortbewegung Hürden wie Trümmer oder enge Schächte überwinden, wo klassische Systeme versagen.
- Exploration: Sowohl planetare Exploration (Mars, Mond) als auch Tiefseeerkundung erfordern adaptive Mobilität. Die NASA entwickelt unter anderem in Zusammenarbeit mit Boston Dynamics Prototypen, die auf dem rollenden-gehtauglichen Prinzip beruhen.
- Logistik und Industrieautomatisierung: In Lagern mit mehreren Ebenen und unstrukturierten Layouts könnten hybride Roboter autonom zwischen Hallen navigieren, Treppen überwinden und sich dennoch auf Flächen schnell fortbewegen.
Die globale Marktprognose spiegelt dieses Potenzial wider: Laut der Analyse von Allied Market Research wird der Markt für Robotik mit adaptiver Mobilität bis 2030 auf über 27,4 Milliarden US-Dollar geschätzt, bei einer CAGR von 13,5 % (Quelle: Allied Market Research, 2024).
Technologie unter der Haube: Sensorik, KI und Materialmix
Hinter der beeindruckenden Agilität steckt ein ausgeklügeltes Zusammenspiel moderner Technologien. Zentrale Komponenten sind:
- Inertiale Navigationssysteme (INS): Hochpräzise Lagesensorik, die auch ohne GPS im Inneren von Ruinen oder Höhlen arbeitet.
- Künstliche Intelligenz zur Bewegungsmustererkennung: Mithilfe von Reinforcement Learning lernt der Roboter, wann ein Moduswechsel sinnvoll ist.
- Leichtbau-Materialien: Beispielsweise Carbon-Verbundstoffe schützen den Roboter, reduzieren Gewicht und sichern Energieeffizienz.
Professor Dennis Hong, Gründer des RoMeLa-Labors an der UCLA, kommentierte in einem Interview mit IEEE Spectrum: „Die größte Herausforderung war es, ein stabiles Gleichgewicht zwischen struktureller Belastbarkeit bei Robotikbeinen und flexibler Mobilität im Rollmodus herzustellen – und gleichzeitig die elektrische Energie effizient zu managen.“
Ausblick und Herausforderungen der nächsten Generation
Trotz aller Fortschritte bleiben zentrale Herausforderungen bestehen. Vor allem die Energieversorgung mobiler Roboter mit hoher mechanischer Komplexität gilt als ein zentrales Hindernis. Lithium-Ionen-Akkus mit hoher Leistungsdichte werden mittlerweile durch optionale Brennstoffzellenkomponenten ergänzt, um den Dauerbetrieb auszudehnen.
Weiterhin bedarf es robuster KI-Algorithmen, die nicht nur Sensordaten verarbeiten, sondern auch unvorhergesehene Situationen selbstständig bewältigen – etwa bei plötzlichen Verschüttungen oder unbekanntem Terrain.
Wie Unternehmen jetzt profitieren können
Für Unternehmen, die auf Automatisierung, Inspektion oder Sicherheit setzen, eröffnen sich durch gehende-rollende Robotik neue Perspektiven. Frühzeitige Integration kann Wettbewerbsvorteile sichern. Drei Handlungsempfehlungen für Entscheider:
- Evaluieren Sie bestehende Einsatzgebiete (z. B. Lagerhallen, Baustellen, Wartungsareale), in denen hybride Robotersysteme Mobilitätsdefizite ausgleichen könnten.
- Kooperieren Sie mit Universitäten oder Start-ups, um Pilotprojekte und Prototypentests in geschütztem Rahmen zu realisieren.
- Berücksichtigen Sie regulatorische und ethische Implikationen, insbesondere bei sicherheitskritischen Anwendungen wie Überwachung oder Bergung.
Ein Beispiel: Das norwegische Energieunternehmen Equinor testet derzeit hybride Inspektions-Roboter auf Offshore-Plattformen, um gefährliche Bereiche autonom überwachen zu lassen. Erste Tests zeigten eine 46%ige Effizienzsteigerung bei der Inspektionszeit gegenüber rein stationären Drohnen (Quelle: Equinor Forschungsbericht, Q2/2025).
Fazit: Die Robotik bewegt sich – dynamischer denn je
Roboter, die gehen und rollen können, markieren einen neuen Evolutionsschritt. Sie verschwimmen die Grenzen zwischen humanoider Bühnentechnologie und robuster Expeditionsmaschine. In der Kombination aus Filmfantasie und praktischem Engineering entsteht eine neue Klasse von autonomen Systemen, deren Potential erst ansatzweise ausgeschöpft ist.
Mit den aktuellen Innovationssprüngen gewinnen Unternehmen wie Gesellschaften gleichermaßen: ob im Rettungseinsatz, auf fremdem Planeten oder in der letzten Lagerhalle. Die Community rund um mobile Robotik ist offener und interdisziplinärer denn je. Diskutieren Sie mit uns: Welche Einsatzszenarien wünschen oder fürchten Sie für diese neue Generation von Robotern?




