Webdesign & UX

SEO ohne Keywords: Der Aufstieg der Marken-Erwähnungen

Ein hell erleuchtetes, modernes Büro mit freundlichen UX-Designern, die konzentriert an Bildschirmen arbeiten, umgeben von warmen Holztönen und großen Fenstern, durch die weiches Tageslicht fällt – eine einladende Szene, die den Wandel zu markenorientiertem SEO in einem kreativen, inspirierenden Umfeld subtil widerspiegelt.

Die Zeiten, in denen SEO einzig auf Keywords und Backlinks setzte, sind vorbei. Stattdessen rücken unsichtbare Signale wie Marken-Erwähnungen zunehmend in den Fokus der Suchalgorithmen. Dieser Paradigmenwechsel hat weitreichende Folgen – auch für Webdesigner und UX-Strategen.

Von Keywords zu Kontext: Die stille Revolution im SEO

Viele Jahre lang galt die Dominanz von Keywords als unüberwindbar im Bereich der Suchmaschinenoptimierung. Doch moderne Suchmaschinen – allen voran Google – entwickeln sich zunehmend vom rein textbasierten Matching hin zu semantischem Verständnis und Kontextanalyse. Der Google Search Quality Evaluator Guidelines zufolge liegt der Fokus verstärkt auf Expertise, Authoritativeness and Trustworthiness (E-A-T), wobei gerade bei YMYL-Inhalten (Your Money or Your Life) Vertrauen in die Quelle entscheidend ist.

In diesem Umfeld gewinnen ungelinkte Marken-Erwähnungen (Brand Mentions) massiv an Bedeutung. Dabei handelt es sich um namentliche Erwähnungen eines Unternehmens, Produkts oder einer Marke – ganz ohne Hyperlink. Diese Signale füttern den semantischen Index von Google und stärken die Autorität einer digitalen Präsenz.

Brand Mentions als Ranking-Faktor: Was Google (nicht) bestätigt

Offiziell nennt Google Brand Mentions nicht als direkten Rankingfaktor. Dennoch zeigt eine Vielzahl an Indikatoren, dass Brand Signals mittelbar einen erheblichen Einfluss haben. Schon 2017 erklärte Googles Webmaster-Trendanalyst Gary Illyes in einem Vortrag auf der BrightonSEO, dass Brand Mentions helfen können, Vertrauen zu signalisieren – ganz im Sinne der E-A-T-Metriken.

Laut einer Studie von Moz (2023) korrelieren starke Marken-Erwähnungen signifikant mit vorderen Positionierungen auf SERPs, insbesondere im informativen Bereich. Ergänzend zeigt eine Ahrefs-Analyse von 2024, dass Seiten mit hoher Frequency an Marken-Nennungen über verschiedene Plattformen hinweg (News, Social, Foren) eine 21 % höhere Sichtbarkeit im Google Knowledge Graph erreichen.

Backlinks vs. Brand Mentions: Koexistenz oder Verdrängung?

Die Diskussion, ob Brand Mentions klassische Backlinks verdrängen, greift zu kurz. Vielmehr etabliert sich ein ganzheitliches Verständnis von Online-Reputation, in dem sowohl verlinkte als auch nur genannte Referenzen zählen. Während Backlinks weiterhin starke Signalgeber für Relevanz sind, messen moderne Suchalgorithmen zunehmend auch qualitativen Kriterien wie Kontext, Quellreputation und Nützlichkeit der Information eine Bedeutung bei.

Google verwendet hier vermutlich Co-Occurrences (gemeinsames Auftreten von Markennamen mit bestimmten Themen oder Keywords) und Sentimentanalyse, um Brand Mentions auf ihren Bedeutungsgehalt zu bewerten.

Was bedeutet das für Webdesign und UX?

Für Webdesigner und UX-Profis bedeutet diese Entwicklung: Design und Nutzererlebnis sind heute nicht nur für die Conversion entscheidend, sondern auch für den SEO-Erfolg. Eine positive Markenrezeption basiert auf einer konsequenten User-Innenzentrierung, stimmiger Markenführung und durchdachter Customer Journey. Denn nur wenn ein Nutzer nachhaltig beeindruckt ist, spricht er über eine Marke – online wie offline.

Darüber hinaus gilt: Brand Mentions entstehen nicht nur durch PR oder Inhalte, sondern durch Erlebnisse. Visuelles Design, Usability, Performance und Accessibility beeinflussen die Bereitschaft von Menschen, Unternehmen organisch zu erwähnen.

Praktische Empfehlungen für Webdesigner und UX-Teams

Wie können sich Kreative und Strategen nun gezielt auf diesen Trend einstellen, um Brand Mentions zu fördern?

  • Markensprache und UI konsistent halten: Einheitliche Farben, Tonalität und Designsysteme helfen, Wiederkennung zu sichern und Erwähnungen wahrscheinlicher zu machen.
  • User-Generated Content fördern: Bewertungsfunktionen, Testimonials, Kommentare oder Case Studies regen dazu an, Markennamen natürlich zu benutzen und online zu teilen.
  • Off-Page-Touchpoints mitdenken: UX endet nicht auf der eigenen Seite. Auch Social-Media-Auftritte, App-Nutzung oder Support-Erlebnisse zahlen auf die Markenwahrnehmung und damit indirekt auf SEO ein.

Social Listening und semantische Tools: Brand Mentions messbar machen

Tools wie Brandwatch, Mention oder Talkwalker helfen UX- und SEO-Teams dabei, ungelenkte Erwähnungen zu identifizieren und zu analysieren. Besonders wichtig ist dabei die Sentimentbewertung: Negative Erwähnungen – so vorhanden – bergen Handlungsbedarf auch für UX und Service-Design.

Moderne KI-basierte Systeme wie Google Natural Language API analysieren Textströme und klassifizieren Markenverwendungen hinsichtlich Tonalität, Kontext und sachlicher Angemessenheit – ein wichtiges Signal für Suchmaschinen.

Die Rolle strukturierter Daten und Entities im „Brand Web“

Strukturierte Daten und semantische Markierungen (z. B. mit Schema.org) ermöglichen Suchmaschinen, Marken als eigenständige Entitäten zu begreifen – unabhängig vom Linkkontext. Gerade im Zusammenspiel mit dem Google Knowledge Graph stärken solche Auszeichnungen die Auffindbarkeit und Kontextualisierung der Marke. Wichtig ist dabei, dass Name, Logo, Beschreibung und Social Profiles präzise und konsistent gepflegt werden (via Organization– und LocalBusiness-Markup).

Fallbeispiele: Wie Marken unverlinkt Sichtbarkeit erzeugen

Ein aktuelles Beispiel liefert Patagonia: Die Outdoor-Marke wird häufig in Nachhaltigkeitsartikeln genannt – ohne Link, aber in klar positiver Tonalität. Diese Assoziationen stärken ihre Stellung in E-A-T-relevanten Themenfeldern. Ähnlich gelingt es About You, durch starke Influencer-Erwähnungen in Podcasts und Social Posts ihre Marke semantisch zu verbreiten – ein Gewinn für organische Sichtbarkeit, trotz eher dünner Backlinkstruktur laut SISTRIX.

Fazit: Neue SEO-Strategien erfordern interdisziplinäres Denken

SEO entfaltet heute seine volle Wirkung erst im Zusammenspiel mit UX, Content, Service und Markenführung. Die Bedeutung von Brand Mentions zeigt, wie wichtig ein einzigartiges Nutzererlebnis, konsistentes Design und Vertrauensaufbau geworden sind. Wer Sichtbarkeit nicht mehr nur technisch, sondern systemisch versteht, wird in der neuen Welt semantischer Suche langfristig erfolgreich bleiben.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Brand Mentions in eurer SEO- oder UX-Praxis gemacht? Diskutiert mit uns in den Kommentaren oder auf LinkedIn!

Schreibe einen Kommentar