Die Art und Weise, wie Menschen im Netz suchen, hat sich dramatisch verändert – und mit ihr die Anforderungen an modernes Webdesign. Sprachbasierte Suchen, KI-gesteuerte Antworten und Zero-Click-Resultate stellen neue Regeln auf. Wer heute vorne bei Google & Co. landen will, muss Webdesign neu denken.
Von Keywords zu Kontext: Wie sich die Suche wandelt
Die klassischen Suchmaschinen-Algorithmen, die stark auf Keywords und Backlinks setzten, befinden sich im Umbruch. Der Einfluss von KI wie Google SGE (Search Generative Experience) und Chatbots wie ChatGPT oder Perplexity ändert grundlegend, wie Informationen bereitgestellt und gefunden werden. Kontext, Nutzungsintention und Entitäten zählen heute mehr als exakte Keywords.
Laut einer Studie von Gartner aus dem Jahr 2024 werden bis 2026 rund 30 % der Suchanfragen auf generative KI-Systeme statt auf klassische Suchmaschinen entfallen (Gartner, 2024). Diese Systeme liefern häufig direkte Antworten statt Links. Damit sinkt der Traffic von organischen Suchergebnissen zunehmend – und Webseitenbetreiber müssen umdenken.
SEO neu gedacht: Marken-Erwähnungen statt blauer Links
Google wertet seit Jahren Brand Mentions – also die bloße Nennung einer Marke ohne Link – als qualitativen Rankingfaktor, auch bekannt als „Implied Links“. In Zeiten von KI-generierten Suchergebnissen gewinnen diese semantischen Hinweise weiter an Bedeutung.
Das bedeutet: Webdesign muss Sichtbarkeit für die Marke schaffen, auch ohne klassischen Klick. Der visuelle Wiedererkennungswert, intuitive Navigationspfade und klare Markenbotschaften werden Teil der SEO-Strategie.
Neue Search Interfaces = neue UX-Muster
Webdesigner müssen antizipieren, dass Nutzer oft erst sekundär auf Webseiten zugreifen – nachdem sie von einer KI zusammengefasste Inhalte gesehen haben. Das verändert Prioritäten: Informationsarchitektur, semantische Strukturierung und strukturierte Daten (Schema.org) stehen verstärkt im Fokus.
Die Rolle der Benutzeroberfläche (UI) ist dabei nicht mehr nur ästhetisch — sie trägt direkt zur Auffindbarkeit und Kontextualisierung bei. Strukturierte HTML-Elemente, Mikroformate und semantisch korrekte Headings steigern die Chancen, in KI-Antworten berücksichtigt zu werden.
Design für Zero-Click-Zukunft: Aufmerksamkeit trotz Auslassung
Zero-Click-Searches — also Suchen, bei denen Nutzer nicht mehr auf Suchergebnisse klicken müssen — machen laut einer Studie von Semrush mittlerweile 57 % des gesamten Suchvolumens auf mobilen Geräten aus (Semrush Search Trends Report, 2024). Für viele Website-Betreiber bedeutet das: keine Klicks = keine Besucher.
Hier zeigt sich, wie kritisch es ist, Inhalte so zu gestalten, dass sie fragmentierbar, direkt zitierbar und für Such-Antworten aufbereitbar sind. Tabellen, nummerierte Listen und Schnellinfos erhöhen die Wahrscheinlichkeit, in sogenannten „Featured Snippets“ oder KI-Antworten zitiert zu werden.
UX als Brücke zwischen Technologie und Wahrnehmung
Benutzererlebnis wird zur Brücke zwischen technischen Anforderungen neuer Suchen und dem menschlichen Bedürfnis nach Orientierung und Vertrauen. UX-Designer stehen vor der Herausforderung, Informationsarchitektur so zu gestalten, dass sie den strukturellen Erwartungen von KI-Suchassistenten entspricht – und gleichzeitig echten Mehrwert für Nutzer bietet.
Dabei geht es weniger um auffälliges Design als vielmehr um Funktionalität, Kontextualisierung und Markensichtbarkeit. Besonderes Augenmerk liegt auf Core Web Vitals wie Largest Contentful Paint (LCP), Interaction to Next Paint (INP) und Cumulative Layout Shift (CLS), die für Googles Bewertung entscheidend sind.
Best Practices für suchzukunftskompatibles Webdesign
Was bedeutet das konkret für Designer und Entwickler? Webdesign muss sich stärker an semantischer Klarheit, modularer Informationsstruktur und markenbewusster Gestaltung orientieren. Drei konkrete Empfehlungen sind:
- Strukturierte Daten und semantisches HTML verwenden: Integriere JSON-LD-Auszeichnungen (z. B. Artikel, FAQ, Produktinfos), um Inhalte besser auffindbar und verwertbar für KI-Suchsysteme zu machen.
- Markenidentität visuell und kontextuell dauerhaft verankern: Einheitliches Design, klare Farbwelten, Logo-Präsenz und konsistente Typografie erhöhen die Wiedererkennbarkeit in KI-generierten Outputs.
- Kurze, modulare Informationsblöcke designen: Abschnitte mit klarer Überschrift, prägnante Zusammenfassungen und visuelle Fokusobjekte erleichtern die Extraktion durch Such-KIs und heben relevante Inhalte hervor.
Beispiele aus der Praxis: Wer heute schon zukunftskompatibel gestaltet
Content-Plattformen wie Notion oder Miro setzen konsequent auf modulare Informationen in klarer Hierarchie. Ihre Seitenstruktur mit vielen Container-Elementen, logischen Komponenten und starker Markenkohärenz dienen gleichzeitig Menschen und Maschinen.
Auch Medienseiten wie die New York Times arbeiten zunehmend mit strukturierter Datenaufbereitung und visuell wiedererkennbaren Microinteraktionen, um im Umfeld der KI-gestützten Suche vorkommende Marken-Erwähnungen visuell zu verankern.
Der Einfluss von Sprachsuche & multimodalen Interfaces
Mit dem Aufstieg von Sprachassistenten wie Alexa, Google Assistant oder Apple Siri etablieren sich neue Suchformen, die einen hohen Standard an semantischer Struktur voraussetzen. Webseiten müssen nicht nur visuell überzeugen, sondern auch „sprechen“ können. Zudem wächst die Bedeutung multimodaler Interfaces – etwa durch den Voice Commerce oder visuelle Antworten auf Audioanfragen.
UX-Designer sollten sich frühzeitig mit dialogischer Informationsstruktur, Text-to-Speech-Optimierung und KI-kompatiblen Komponenten beschäftigen, um die Sichtbarkeit auch in audio-visuellen Interfaces zu garantieren.
Fazit: Webdesign ist SEO – und umgekehrt
Die Zukunft der Suche macht klar: Webdesign und SEO sind untrennbar miteinander verbunden. Wer künftig sichtbar bleiben will, muss Designprozesse auf semantische Tiefe, Markenbindung und suchgerechte Strukturierung ausrichten. Anders gesagt: Die schönste Website nützt wenig, wenn sie von der KI nicht gefunden oder falsch verstanden wird.
Die Anforderungen mögen komplexer werden, aber sie bieten auch eine enorme Chance zur Differenzierung und Qualitätssteigerung im Web. Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Lösungsansätze mit unserer Community – wie gestalten Sie Web-Erlebnisse, die auch morgen noch auffindbar sind?




