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Sicherheitsrisiken in der Cloud: Schlussfolgerungen aus der KubeCon

Ein modernes, sonnendurchflutetes Büro mit einem Team von IT-Experten, das fokussiert und harmonisch an Laptops und Bildschirmen arbeitet, während im Hintergrund große Fenster warmes Tageslicht hereinlassen und die Atmosphäre durch helle, natürliche Farben Sicherheit und Zuversicht ausstrahlt.

Cloud-native Technologien versprechen Geschwindigkeit und Skalierbarkeit – doch die damit einhergehende Komplexität öffnet neue Angriffsflächen. Auf der KubeCon Europe 2025 wurde erneut deutlich: Cloud-Sicherheit ist kein Nice-to-have, sondern eine Geschäftskritik.

Wachsende Angriffsflächen durch komplexe Cloud-Strukturen

Mit der zunehmenden Verbreitung von Kubernetes und Cloud-nativen Architekturen wächst auch die potenzielle Angriffsfläche für Unternehmen dramatisch. Während früher monolithische Anwendungen hinter einer gut konfigurierten Firewall liefen, sind heute verteilte Microservices, APIs, Container-Images und Third-Party-Komponenten Bestandteil moderner Software-Deployments – jeder davon stellt potenziell einen Angriffspunkt dar.

Die CNCF (Cloud Native Computing Foundation) präsentierte auf der KubeCon 2025 beunruhigende Zahlen: Über 70 % aller Security-Incidents im Cloud-Umfeld gehen auf Fehlkonfigurationen, unsichere Container-Images oder nicht gepatchte Komponenten zurück. Auch laut der State of Cloud Native Security Report 2024 von Palo Alto Networks gaben 79 % der befragten Unternehmen an, innerhalb der letzten 12 Monate mindestens eine sicherheitsrelevante Cloud-Verletzung erlebt zu haben.

Zugleich zeigt sich ein klarer Trend: DevSecOps wird immer mehr zur Norm. Doch zwischen Anspruch und Umsetzung klaffen oft noch Lücken.

Schwachstellenmanagement: Ein kontinuierlicher Prozess statt Einmalkontrolle

Ein zentrales Learning der KubeCon: Sicherheit beginnt nicht in der Produktion, sondern bereits im Build-Prozess. Schwachstellenmanagement muss als durchgängiger Prozess entlang der gesamten CI/CD-Pipeline implementiert werden. Moderne Tools wie Trivy, Snyk oder Grype ermöglichen es, bereits in der Entwicklungsphase Container-Images und Abhängigkeiten zu scannen.

Doch technische Lösungen allein reichen nicht aus. Eine wirksame Schwachstellenstrategie umfasst:

  • Risikobasierte Priorisierung: Nicht jede CVE ist geschäftskritisch. Teams müssen bewerten, welche Schwachstellen real ausnutzbar sind.
  • Automatisiertes Patch- und Update-Management: Container-Bilder, Basis-Images und Bibliotheken sollten regelmäßig aktualisiert und auf ihre Integrität geprüft werden.
  • Sicherheit als Teil des Entwickler-Workflows: Sicherheitsverantwortung darf nicht allein im Ops-Team liegen. Entwickler müssen befähigt werden, sichere Software zu erstellen.

Software-Audits: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Open-Source-Komponenten bilden das Fundament vieler Cloud-nativer Anwendungen – doch sie sind nicht per se sicher. Auf der KubeCon betonten mehrere Sicherheitsexperten die Bedeutung regelmäßiger Software-Audits und Security-Assessments. Besonders kritisch sind Third-Party-Abhängigkeiten, die tief in Container-Stacks integriert sind.

So veröffentlichte Chainguard eine Analyse, laut der über 95 % aller Container-Images in öffentlichen Repositories unnötige oder veraltete Software enthalten – ein potenzielles Einfallstor für Angriffe. Audits müssen daher automatisiert an zentralen Punkten eingebunden werden:

  • Als Bestandteil des CI/CD-Prozesses
  • Vor dem Rollout neuer Dienste in produktiven Umgebungen
  • Bei der Integration externer Bibliotheken und Services

Wichtige Tools wie OpenSCAP, kube-bench oder Cosign bieten standardisierte Auditing-Konzepte für Kubernetes und Container-basierte Infrastruktur. Auch Software Bill of Materials (SBOMs) werden zusehends zur Pflicht in sicherheitskritischen Branchen, um Transparenz in der Lieferkette zu schaffen.

Sichere Container-Images: Von Minimalismus und Signierung

Ein besonders dynamischer Diskussionspunkt auf der KubeCon 2025 war das Thema „Secure by Design“ bei Container-Images. Security-Teams setzen zunehmend auf sogenannte „distroless“ oder „minimal base“ Images, die nur das absolut notwendige im Container mitbringen und die Angriffsfläche somit drastisch reduzieren.

Chainguards secure Image Registry sowie Googles distroless-Projekt sind prominente Beispiele dafür. Laut Datadog State of Containers Report 2024 nutzen inzwischen 42 % der produktiven Container neue Minimal-Image-Strategien, Tendenz steigend.

Ebenso wichtig: Verifizierte Images. Plattformen wie Sigstore und cosign ermöglichen es, Container-Bilder kryptografisch zu signieren und ihre Herkunft nachzuverfolgen. Das erlaubt nicht nur bessere Kontrolle, sondern auch regulatorische Konformität im Rahmen von NIS2 oder dem US Cybersecurity Executive Order.

Zero Trust und Runtime Security als neue Verteidigungsschichten

Viele Unternehmen bemühen sich inzwischen, Zero-Trust-Prinzipien auch im Kubernetes-Umfeld umzusetzen. Das bedeutet unter anderem: Netzwerksegregation, verschlüsselter Traffic, strenge Authentifizierung, least privilege Policies und eine ständige Verifikation von internen Zugriffen.

Zudem gewinnt das Thema Runtime Security zunehmend an Bedeutung. Technologien wie Falco, Cilium Tetragon oder eBPF-basierte Security-Lösungen ermöglichen es, ungewöhnliches Verhalten in Echtzeit zu erkennen und zu blockieren – etwa den Versuch, in einem laufenden Container schadhafte Prozesse auszuführen.

Die KubeCon zeigte in mehreren Live-Demos: Kombinationen aus statischer Analyse, Passwortrotation, Image-Signierung und Runtime Detection können Sicherheitsvorfälle signifikant reduzieren. Gleichzeitig braucht es klare Prozesse und Zuständigkeiten – Sicherheit darf kein nachträglicher Gedanke bleiben.

Best Practices für mehr Cloud-Sicherheit in Kubernetes-Umgebungen

Basierend auf den Erkenntnissen der KubeCon und aktuellen Security-Reports ergeben sich folgende zentrale Empfehlungen für Unternehmen mit Cloud-nativer Infrastruktur:

  • Verwenden Sie nur signierte und regelmäßig geprüfte Container-Images: Integrieren Sie Image-Vaults mit Freigabeprozessen.
  • Implementieren Sie Policy-Engines wie OPA/Gatekeeper oder Kyverno: Damit lassen sich Compliance-Regeln enforced und Sicherheitsrichtlinien durchsetzen.
  • Schulen Sie DevSecOps-Prinzipien teamübergreifend: Security muss Bestandteil der Softwareentwicklung und des operativen Betriebs sein.

Zwei aktuelle, belegte Fakten:

  • Laut IBM Cost of a Data Breach Report 2024 liegt der durchschnittliche Schaden pro Cloud-bezogenem Data Breach bei 4,61 Mio. US-Dollar.
  • Der Google Cloud Threat Horizons Report Q2 2024 identifizierte 78 % aller Container-bezogenen Sicherheitsvorfälle als Folge unsicher konfigurierter Cluster.

Fazit: Sicherheit ist kein Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess

Die KubeCon Europe 2025 hat einmal mehr verdeutlicht: Cloud-native Sicherheit ist ein hochdynamisches Feld, das aktives Handeln erfordert. Wer seine Angriffsfläche verkleinern will, muss Sicherheitsmaßnahmen durchgängig denken – vom ersten Commit bis zum produktiven Cluster.

Auch wenn Tools und Frameworks immer mächtiger werden, bleibt es Aufgabe der Menschen, Prozesse und Sicherheitskultur nachhaltig zu etablieren.

Diskutieren Sie mit: Welche Strategien haben Sie in Ihrer Organisation implementiert, um Cloud-native Angriffsflächen zu minimieren? Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren.

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