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Kollaboration in der Cloud: Wie Unternehmen von der neuen SAP-Strategie profitieren können

In einem hell erleuchteten modernen Büro strahlen ein Team aus vielfältigen Fachleuten bei der konzentrierten Zusammenarbeit vor großen Bildschirmen, während warmes Tageslicht durch bodentiefe Fenster flutet und die lebendige Atmosphäre von Offenheit, Vernetzung und Innovation einfängt.

Die Cloud ist längst kein Zukunftskonzept mehr – sie ist Realität. Doch was bedeutet das für Unternehmen, wenn einer der größten Player wie SAP seine Strategie grundlegend neu ausrichtet? Die Integration von Open Source und Künstlicher Intelligenz in ein offenes Cloud-Ökosystem verspricht nicht weniger als eine Revolution der geschäftlichen Zusammenarbeit.

Die neue Ausrichtung: Von proprietär zu kollaborativ

Der deutsche Softwaregigant SAP hat sich in den letzten Jahren von seinem traditionellen, eher geschlossenen On-Premise-ERP-Anbieter weiterentwickelt zu einem Vorreiter im Bereich offener Cloud-Plattformen. Im Zentrum der neuen Strategie steht das SAP Business Technology Platform (SAP BTP) Ökosystem, das auf Offenheit, Interoperabilität und Innovation durch Partner setzt.

Laut SAP CEO Christian Klein verfolgt das Unternehmen konsequent das Ziel, „SAP offener und extensibler als je zuvor“ zu machen – insbesondere durch Partnerschaften mit Hyperscalern wie Microsoft Azure, Amazon Web Services und Google Cloud Platform. Gleichzeitig gewinnen Open Source-Komponenten wie Kyma (ein serverloses Erweiterungsframework auf Kubernetes-Basis) innerhalb von SAPs Cloud-Strategie zunehmend an Bedeutung.

Diese strategische Öffnung ermöglicht es Kunden, eigene Erweiterungen, Integrationen und KI-getriebene Funktionen direkt in die SAP-Umgebung einzubetten – ohne proprietäre Abhängigkeiten. Für viele Unternehmen bedeutet das eine höhere Innovationsgeschwindigkeit bei gleichzeitig besserer Kontrolle über die Daten und Prozesse.

Wachsende Bedeutung von Open Source und interoperablen Standards

Ein zentraler Baustein der neuen SAP-Strategie ist der Ausbau offener Schnittstellen (APIs) und der Einsatz offener Standards. In Zusammenarbeit mit der OpenAPI Initiative, der Eclipse Foundation und der Linux Foundation treibt SAP Projekte voran, die es Unternehmen ermöglichen, cloudbasierte Geschäftsprozesse flexibel und kosteneffizient zu gestalten.

Besonders erwähnenswert ist hier Kyma: Das Open-Source-Projekt, das auf Kubernetes basiert, erlaubt Unternehmen, ihre SAP-Systeme serverless zu erweitern – mit individuellen Microservices und Event-gesteuerten Architekturen. Für Entwicklerteams ergeben sich dadurch enorme Freiheiten bei der Gestaltung der Business-Logik, ohne tief in proprietäre SAP-Technologien eintauchen zu müssen.

Gleichzeitig gewährleistet SAP, dass alle Erweiterungen sicher, skalierbar und cloud-kompatibel bleiben. Die klare Ausrichtung auf Multi-Cloud-Fähigkeit ist dabei entscheidend: Unternehmen sollen wählen können, wo und wie ihre Workloads laufen – sei es auf Azure, AWS, GCP oder in hybriden Architekturen.

KI-Integration als Schlüssel zur Automatisierung

Ein Bereich, in dem sich die neue Strategie besonders auszahlt, ist die Einbindung von Künstlicher Intelligenz in Geschäftsprozesse. SAP hat seine KI-Plattform Joule vorgestellt – ein generativer KI-Assistent, der direkt in S/4HANA und andere SAP-Angebote integriert ist. Joule versteht kontextbasierte Geschäftsanfragen, analysiert Daten in Echtzeit und unterstützt Nutzer bei Entscheidungen, etwa in Beschaffung, Finanzen oder HR.

Laut SAP erwartet das Unternehmen, dass bis Ende 2025 bis zu 80 % der SAP-Anwender mindestens eine KI-basierte Funktion aktiv in ihren Geschäftsprozessen einsetzen werden. Erste Pilotstudien mit Kunden wie Siemens Healthineers oder BMW zeigten Produktivitätszuwächse von 15 bis 25 % bei sich wiederholenden administrativen Aufgaben.

Die Integration externer Large Language Models (LLMs) – etwa von OpenAI oder Cohere – ist über SAP BTP ebenfalls möglich. Dabei sorgt SAP für DSGVO-konforme Datenverarbeitung und bietet Kunden die Wahl, ob ihre Daten in feingranularer Form für KI-Modelle anonymisiert werden dürfen oder vollständig im Unternehmen verbleiben.

Einfluss auf Geschäftsprozesse und IT-Strategien

Die Auswirkungen dieser strategischen Neuausrichtung zeigen sich deutlich auf operativer Ebene. Unternehmen berichten, dass die cloudbasierte Modularisierung von SAP-Anwendungen – im Rahmen von RISE with SAP oder GROW with SAP – eine realistische Möglichkeit bietet, Prozesse schrittweise zu transformieren, statt umfassende Systemwechsel durchzuführen.

Die Integration offener Tools wie TensorFlow, Node.js oder Apache Kafka in SAP Workflows wird zudem erleichtert. Das trägt zur Innovationsfähigkeit bei und verringert die Abhängigkeit von klassischen Custom-Code-Anpassungen innerhalb der SAP-Welt. Gleichzeitig bieten neue SAP-Lösungen wie Build Code (eine Low-Code-/Pro-Code-Plattform) Citizen Developern eine Oberfläche, um Geschäftslogik selbstständig zu erweitern.

In der Praxis führt das zu mehr Eigenverantwortung für Fachabteilungen, einer engeren Verzahnung zwischen IT und Business sowie einer spürbaren Entlastung zentraler IT-Teams. Auch der Fachkräftemangel wird durch Self-Service-Tools und automationsoffene Architekturen abgefedert.

Zwei aktuelle Kennzahlen unterstreichen die Relevanz:

  • Bereits 60 % der SAP-Neukunden in 2024 haben sich laut SAP-Finanzbericht für Cloud-First- oder Cloud-Only-Strategien entschieden.
  • Der weltweite Markt für ERP-KI-Anwendungen wird laut IDC bis 2026 auf über 16,7 Milliarden US-Dollar anwachsen – ein Jahreswachstum von über 35 %.

Diese Zahlen zeigen, dass Unternehmen zunehmend auf intelligente, offene und skalierbare Plattformen setzen, um in einem volatilen, digitalen Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu bestehen.

Chancen und Herausforderungen der SAP-Transformation

Trotz der vielversprechenden Möglichkeiten birgt die Öffnung auch Herausforderungen. Vor allem die Governance offener Erweiterungen sowie die Sicherstellung von Datenkonsistenz über hybride Systemlandschaften hinweg stellen viele Unternehmen vor neue Aufgaben. SAP begegnet diesen Bedenken mit standardisierten API-Management-Werkzeugen, Business-Event-Katalogen und Identity-Managementlösungen für Multi-Cloud-Umgebungen.

Insgesamt verändert sich das Rollenverständnis von CIOs und IT-Leitern: Statt klassischer ERP-Projektsteuerung rücken Plattformmanagement, Partnerintegration und Innovationskuration in den Fokus.

Praktische Handlungsempfehlungen für IT-Verantwortliche

  • Ökosystem evaluieren: Prüfen Sie, wie kompatibel Ihre vorhandenen Systeme mit der SAP BTP sind. Nutzen Sie Testumgebungen und SAP Discovery Center, um Potenziale frühzeitig zu erkennen.
  • Kompetenzaufbau fördern: Schulen Sie Mitarbeitende in den Bereichen API-Integration, Event-Driven-Architectures und Cloud Security – besonders relevant beim Einsatz von Kyma und generativen KI-Anwendungen.
  • Partnerstrategien überdenken: Setzen Sie gezielt auf Lösungsanbieter aus dem SAP-Ökosystem, die offene Standards unterstützen und technische Synergien ermöglichen.

Ausblick: Kollaboration wird zum Erfolgsfaktor

Mit der konsequenten Öffnung ihrer Systeme und der Integration moderner Technologien wie KI, Open Source und Cloud-Plattformen legt SAP die Grundlage für eine neue Ära kollaborativer Geschäftsprozesse. Statt monolithischer Systeme entstehen agile, modulare Architekturen – ideal für Unternehmen, die sich dynamisch an Marktveränderungen anpassen wollen.

Die neue Strategie erfordert jedoch ein Umdenken in Organisation, Technik und Kultur. Offenheit, Lernbereitschaft und Partnerschaftlichkeit werden zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.

Möchten Sie eigene Erfahrungen mit SAP BTP, Kyma oder generativer KI teilen oder haben Fragen zur Umsetzung? Diskutieren Sie mit unserer Community – wir freuen uns auf Ihre Perspektiven!

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