Phishing-Angriffe auf Bankkunden nehmen kontinuierlich zu – sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in ihrer Raffinesse. Doch mit den richtigen Schutzmaßnahmen und einem wachsamen Auge lassen sich viele dieser Bedrohungen erfolgreich abwehren. Dieser Artikel beleuchtet aktuelle Entwicklungen, zeigt am Beispiel der Volksbank, wie Zusammenarbeit gegen Cyberkriminalität funktioniert, und liefert konkrete Tipps für mehr digitale Sicherheit.
Warum Phishing für Bankkunden so gefährlich ist
Phishing zählt zu den häufigsten Cyberangriffen weltweit – und insbesondere der Finanzsektor ist eines der Hauptziele. Laut dem Verizon Data Breach Investigations Report 2024 sind 36 % aller Datenschutzverletzungen auf Phishing zurückzuführen. Besonders perfide: Die Angreifer arbeiten oft mit täuschend echten E-Mails, SMS oder sogar Anrufen, die scheinbar von vertrauenswürdigen Banken stammen.
Bankkunden stehen damit unter enormem Druck. Wird beispielsweise eine TAN abgefragt oder gar ein Login-Vorgang simuliert, können Unachtsamkeit und Zeitdruck zu fatalen Fehlern führen. Die finanziellen Schäden sind enorm: Der Branchenverband Bitkom schätzt, dass allein durch Internetkriminalität in Deutschland jährlich rund 223 Milliarden Euro Schaden entstehen (Stand: 2023).
Fallbeispiel Volksbank: Prävention durch Kommunikation
Ein aktuelles Beispiel für eine proaktive Vorgehensweise gegen Phishing liefert die Volksbank Mittelhessen. In einer Präventionskampagne, die seit 2024 läuft, warnt die Bank systematisch ihre Kunden – über Mails, Social Media, Filial-Aushänge und Push-Mitteilungen in der Banking-App – vor aktuellen Betrugswellen.
So wurde etwa im März 2024 eine Serie von Phishing-SMS identifiziert, die zur Eingabe von Zugangsdaten auf einer nachgebauten Login-Seite aufriefen. Die Volksbank erkannte die Gefahr frühzeitig, sperrte betroffene Links, informierte Kunden aktiv über verdächtige URLs und stellte eine Hotline für akute Betrugsverdachtsfälle bereit.
Ein Sprecher der Bank betonte gegenüber dem Magazin IT Finanzmagazin: „Die beste Cyberabwehr entsteht im Dialog mit unseren Kunden – durch Aufklärung, technische Hürden und konsequente Kommunikation.“
Technische Schutzmaßnahmen der Banken
Immer mehr Banken investieren gezielt in die IT-Sicherheit ihrer Systeme. Besonders effektiv sind dabei folgende Maßnahmen:
- Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Ergänzung des Passworts durch eine zweite Sicherheitsebene, meist per TAN-App oder biometrischem Verfahren.
- Gerätekopplung: Login-Versuche müssen an ein spezifisches Gerät oder eine bekannte IP gebunden sein – ein Mechanismus ähnlich dem Risiko-Monitoring großer Tech-Firmen.
- Echtzeit-Fraud-Detection-Systeme: KI-basierte Analysen erkennen unübliches Verhalten beim Onlinebanking und stoppen verdächtige Transaktionen automatisch.
Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) setzt seit 2023 vermehrt auf gemeinsame Sicherheitsstandards. So gibt es für Banken eine verpflichtende Auditierung besonders sensibler IT-Schnittstellen und ein zentrales CERT-Finanzwesen (Computer Emergency Response Team), das Bedrohungen frühzeitig analysiert.
Was Bankkunden selbst tun können
Verbraucher haben es selbst in der Hand, Phishing-Fallen zu entlarven und zu umgehen. Die folgenden drei Tipps helfen, Sicherheitsrisiken deutlich zu reduzieren:
- Absender prüfen: Niemals auf Links unkannter Absender klicken. Bei E-Mails oder SMS mit ungewöhnlicher Anrede, Rechtschreibfehlern oder Bedrohungen (z. B. Kontosperrung) ist besondere Vorsicht geboten.
- Direkt zur Bank gehen: Logins und TAN-Eingaben sollten grundsätzlich nur über die offizielle Website oder Banking-App erfolgen. Nie auf Links in Nachrichten vertrauen!
- Passwörter und 2FA regelmäßig prüfen: Nutzen Sie starke, einzigartige Passwörter und aktivieren Sie 2FA. Passwortmanager helfen beim sicheren Verwalten.
Zusätzlich bieten Banken selbst Tools für mehr Kontrolle: etwa Betrugswarnungen per Push-Mitteilung, Limitbegrenzungen bei Überweisungen oder automatische Logout-Funktionen.
Der Faktor Mensch: Schulung und Bewusstsein
Eine wichtige Erkenntnis aus der Analyse aktueller Vorfälle: Die Technik ist nur so sicher, wie die Person, die sie bedient. Cyberkriminelle setzen immer stärker auf sogenannte Social-Engineering-Taktiken – also das gezielte Ausnutzen menschlicher Verhaltensweisen.
Laut einer Studie des Hasso-Plattner-Instituts aus dem Jahr 2024 liegt die Erfolgsquote von Phishing-Mails immer noch bei rund 13 %, selbst in professionellen Kontexten mit IT-Vorkenntnissen. Das zeigt: Nur durch regelmäßige Sicherheits-Schulungen, Aufklärungskampagnen und öffentlichkeitswirksame Warnungen kann nachhaltiger Schutz entstehen.
Erfolgsmodelle international: Was wir lernen können
Internationale Beispiele zeigen, wie systematische Prävention aussehen kann. So hat die norwegische Bankengruppe DNB ein Kunden-Frühwarnsystem etabliert, bei dem Nutzer potenzielle Betrugsversuche direkt in der App melden können. In Südkorea wiederum gibt es verpflichtende Cyber-Trainings für alle Onlinebanking-Kunden großer Banken.
Eine EU-weite Lösung könnte künftig aus dem Digital Operational Resilience Act (DORA) entstehen, der ab Anfang 2025 in Kraft tritt. Ziel der EU-Verordnung ist es, die digitale Widerstandsfähigkeit aller Finanzdienstleister durch einheitliche Standards und Meldepflichten gegenüber der Europäischen Bankenaufsicht zu stärken.
Fazit: Wachsamkeit und Zusammenarbeit sind der beste Schutz
Phishing ist gekommen, um zu bleiben – doch mit aufgeklärten Nutzern und smarten Sicherheitstools können Banken und Kunden gemeinsam gegen diese Bedrohung vorgehen. Das Zusammenspiel aus technischer Absicherung, klarer Kommunikation und eigenverantwortlichem Verhalten wird zur digitalen Sicherheitsstrategie von morgen.
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