Mit der stark wachsenden Bedeutung digitaler Zusammenarbeit kommt Open Source eine immer zentralere Rolle zu — insbesondere in Behörden. Die neue Version 1.10 der Open-Source-Bürosuite openDesk bringt bedeutende Sicherheitsverbesserungen und praxisnahe Funktionen für das Projektmanagement. Der Fokus: Datenschutz, Interoperabilität und maximale Kontrolle über sensible Informationen.
openDesk 1.10: Ein Meilenstein für sichere Behördenarbeit
openDesk hat sich seit seiner Einführung als ernstzunehmende Alternative zu proprietären Office-Lösungen etabliert — speziell für Verwaltungen, öffentlich-rechtliche Einrichtungen und Unternehmen mit erhöhtem Sicherheitsbedarf. Die Version 1.10 markiert einen technologischen und strukturellen Fortschritt: Mit optimierter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, Rollen-basierten Zugriffsmodellen und einer überarbeiteten Audit-Log-Funktion adressiert das Release die Kernanforderungen sicherheitskritischer Institutionen.
Im Zentrum steht dabei eine vollständig überarbeitete Kommunikationsarchitektur, die auf Zero-Trust-Prinzipien basiert. Nach Angaben des Entwicklerteams, das unter der Federführung des govTech-Konsortiums public-code.eu agiert, wurde die gesamte Datenhaltung so restrukturiert, dass auch bei dezentral verteilten Systemkomponenten höchste Integrität und Rückverfolgbarkeit gewährleistet bleiben.
Sicherheit durch Transparenz und Verschlüsselung
Datenschutz und IT-Security stellen im öffentlichen Sektor wesentliche Grundpfeiler dar. openDesk 1.10 begegnet diesen Anforderungen mit einer feingranularen, vollkommen dokumentierten Konfigurierbarkeit sicherheitsrelevanter Parameter. So wurde etwa das Passwort-Management um eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) auf Basis FIDO2 erweitert. Auch die standardmäßige TLS-Verschlüsselung wurde auf Version 1.3 angehoben.
Ein herausragendes Feature ist das neue Audit-Logging-Modul: Administratoren und Revisoren können ausnahmslos alle relevanten Systemereignisse — von Datei-Zugriffen über Chat-Verläufe bis hin zu Zugriffsversuchen — revisionssicher protokollieren und auswerten. Die Protokolle sind unveränderbar gespeichert und unterstützen forensische Analysen bei Zwischenfällen.
Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) aus dem Jahr 2024 befürworten 82 % der befragten Behörden die Einführung quelloffener Softwarelösungen, unter der Prämisse, dass Sicherheitsnachweise transparent erbracht werden (Quelle: Fraunhofer SIT, Open Source im Public Sector, 2024).
Neue Features: Projektmanagement auf Behördenniveau
Neben Sicherheitsfunktionen erhielt das in openDesk integrierte Projektmodul ein umfassendes Update. Die Nutzer können Projekte nun mit Abhängigkeiten, Meilensteinen und Aufgabenhierarchien definieren — inklusive Gantt-Diagrammen und Echtzeit-Kommentarfunktion. Damit positioniert sich openDesk klar gegen proprietäre Projektmanagement-Plattformen wie Microsoft Planner oder Asana, jedoch mit einem Plus an Datenschutz und Datenhoheit.
Besonders an Behördenbedarfe angepasst wurde das Ressourcentracking: Anwesenheiten, Abwesenheiten, Materialressourcen und Freigabeprozesse lassen sich direkt integriert verwalten. Die Integration in bestehende Nutzerverzeichnisse (z. B. LDAP, AD) ermöglicht eine nahtlose Authentifizierung und Rechtevergabe.
Wichtig ist auch das Thema Interoperabilität: openDesk 1.10 unterstützt nun vollständig das OpenDocument-Format 1.4 sowie fest definierte Schnittstellen per REST und WebDAV, basierend auf dem europäischen Dateninfrastrukturrahmen GAIA-X.
Praxisbeispiele: So profitieren Kommunalverwaltungen
Die Stadt Ulm etwa setzt pilothaft seit Sommer 2025 auf openDesk 1.10 als zentrales Collaboration-Werkzeug in der Verwaltungsmodernisierung. Im Projekt „Digitales Bauen“ wurden Genehmigungsprozesse erstmals vollständig papierlos und projektbasiert in der Suite abgebildet. Dank Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und granularer Zugriffskontrollen konnten sensible Baupläne DSGVO-konform gespeichert und bearbeitet werden.
Ein weiteres Beispiel liefert das Landesamt für Umwelt Brandenburg, das in Kooperation mit dem BSI openDesk 1.10 testet. Der Fokus liegt hier auf verlaufsbasierter Projektarbeit in interdisziplinären Teams – etwa in der Risikobewertung von Hochwasserschutzanlagen.
Diese realen Anwendungsfälle belegen, wie Open-Source-Office-Lösungen Behörden unterstützen können, ohne Cloud-Datentransfer oder Fremddienstleister, was insbesondere mit Blick auf datenschutzrechtliche Regulierungen wie der europäischen NIS2-Richtlinie relevant ist.
Statistik: Vertrauen in Open Source steigt
Der Markt spiegelt die zunehmende Offenheit für quelloffene Bürolösungen wider: Laut Bitkom-Studie „Open Source Monitor 2024“ setzen mittlerweile 47 % aller deutschen Behörden Open-Source-Komponenten produktiv ein – ein Zuwachs von 15 % gegenüber 2022 (Quelle: Bitkom e.V., 2024).
Gleichzeitig geben 61 % aller IT-Leiter im öffentlichen Sektor an, beim nächsten Software-Rollout bevorzugt auf Open-Source-Lösungen setzen zu wollen, vor allem wegen besserer Integrationsfähigkeit und geringerer Lizenzkosten.
Diese Zahlen zeigen klar: openDesk adressiert einen stark wachsenden Bedarf.
Handlungsempfehlungen für IT-Entscheider
- Sicherheitsarchitektur evaluieren: Prüfen Sie, ob Ihr derzeit eingesetztes Office-Tool eine Zero-Trust-Struktur und revisionssichere Protokollierung bietet. openDesk macht dies zum Standard.
- Datenschutzfolgeabschätzung durchführen: Bei Migration zu openDesk empfiehlt es sich, die neue Suite im Kontext von DSGVO, TISAX oder BSI-Grundschutzdokumentation zu bewerten.
- Schulungen anbieten: Neue Tools entfalten nur dann ihr volles Potenzial, wenn Mitarbeitende sie sicher und effizient nutzen können. Investieren Sie daher in benutzerspezifische Trainings.
Fazit: Offenheit als Stärke – gerade für sensible Daten
Open Source ist längst mehr als Idealismus – es ist eine Sicherheitsstrategie. Mit openDesk 1.10 gelingt es, Sicherheit, Funktionalität und Souveränität in einer Suite zu vereinen, die speziell für Behörden und sicherheitsrelevante Organisationen entwickelt wurde. Die Verbindung aus Auditierbarkeit, Interoperabilität und konsequenter Standardtreue macht openDesk zur starken Basis für digitale Verwaltungslösungen in Europa.
Die Behördencommunity ist eingeladen, sich an der Weiterentwicklung aktiv zu beteiligen – sei es durch Feedback, Pull-Requests oder eigene Module. Transparente Entwicklung, nachvollziehbarer Code und gemeinschaftliche Gestaltung: Das ist der Weg zu einer souveränen Digitalpolitik made in Europe.




