Webanwendungen sind inzwischen das Rückgrat moderner Unternehmen – und gleichzeitig ein beliebtes Ziel für Cyberkriminelle. Die schnelle Entwicklung neuer Features darf nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Doch wie gelingt es, Sicherheitslücken proaktiv aufzuspüren und systematisch zu schließen?
Warum kontinuierliche Sicherheitsüberprüfungen unerlässlich sind
Die Zeit sporadischer Pen-Tests und einmaliger Sicherheitsprüfungen ist vorbei. In einem Ökosystem, das sich täglich verändert – mit neuen Frameworks, Bibliotheken, Plattformupdates und Bedrohungsszenarien – müssen Webentwicklungsteams ihre Sicherheitsstrategie dynamisch anpassen. Die wachsende Komplexität moderner Web-Stacks macht es leicht, Sicherheitslücken zu übersehen, wenn keine kontinuierliche Überwachung etabliert ist.
Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen helfen dabei nicht nur, Angriffe frühzeitig zu erkennen, sondern verbessern auch langfristig die Codequalität und bauen ein starkes Sicherheitsbewusstsein im Entwicklungsteam auf. Laut einer Studie von GitLab aus dem Jahr 2023 geben 56 % der Entwickler an, Sicherheitsprüfungen als Teil ihrer täglichen Entwicklungsarbeit durchzuführen – Tendenz steigend.¹
OWASP Top Ten 2025 – Aktuelle Risiken im Blick behalten
Die OWASP Top Ten 2025, die im Oktober 2025 in der finalen Fassung veröffentlicht wurden², bieten eine strukturierte Übersicht über die häufigsten und kritischsten Sicherheitsrisiken in modernen Webanwendungen. Im Vergleich zu ältere Versionen verlagert der Bericht seinen Fokus stärker auf systemische Schwächen und Misskonfigurationen, insbesondere in API-lastigen Architekturen und mikroservicebasierten Systemen.
Die Top-Risiken beinhalten u. a.:
- Broken Access Control – weiterhin auf Platz 1, da zu großzügige Zugriffsrechte eine Vielzahl von Angriffen ermöglichen.
- Insecure Design – neu gewichtet und nun auf Platz 3, um die Bedeutung von Bedrohungsmodellierung und Secure-by-Design-Prinzipien zu unterstreichen.
- Security Logging and Monitoring Failures – betont das Fehlen effektiver Audit-Funktionalitäten bei Angriffserkennung und Incident Response.
Unternehmen sind gut beraten, ihre Sicherheitsprüfungen gegen diese Bedrohungen zu kalibrieren und die OWASP Top Ten als Grundlage für ihr internes Anforderungsprofil zu nutzen.
Bewährte Tools und Methoden führender Unternehmen
Tech-Giganten wie Google, Microsoft oder Shopify setzen seit Jahren auf Continuous Application Security Testing (CAST), das tief in die DevSecOps-Prozesse integriert ist. Dabei kommen automatisierte Sicherheitsüberprüfungen in CI/CD-Pipelines zum Einsatz, ergänzt durch manuelle Pentests, Red Teaming und Bug-Bounty-Programme.
Zu den meistgenutzten Tools zählen:
- OWASP ZAP – ein Open-Source-Security-Scanner, ideal für automatisierte Scans in CI/CD.
- Burp Suite – professionelles Tool für manuelle Analyse sowie automatisierte Sicherheitsprüfungen von Webanwendungen.
- Snyk – spezialisiert auf das Scannen von Abhängigkeiten und Containern auf Schwachstellen.
- Semgrep – fortschrittliches Tool zur statischen Codeanalyse mit regelbasierter Engine.
Shopify hat etwa 2024 ein internes Tool namens Packwerk Secure eingeführt, das jeden Pull Request in Echtzeit auf Verstöße gegen Sicherheitsrichtlinien überprüft. Laut eigenen Angaben reduzierte sich damit die Zahl unentdeckter kritischer Schwachstellen um 41 % im Vergleich zum Vorjahr.³
Security-by-Design statt Security-as-an-Afterthought
Ein häufiger Fehler in Softwareprojekten besteht darin, Sicherheitsprüfungen erst am Ende der Entwicklung durchzuführen – oft aus Zeitdruck oder mangels Expertise. Dieses Vorgehen wird zunehmend als Risikoquelle erkannt. Das Konzept Security-by-Design verlangt, dass Sicherheit bereits in der Architekturphase eines Systems berücksichtigt wird.
Unternehmen wie Mozilla und Atlassian schulen daher ihre Entwickler regelmäßig im Umgang mit Threat Modeling und führen Sicherheitsabnahmen bereits in der Planungsphase durch. Damit entstehen Sicherheitsmaßnahmen, die nicht aufgesetzt, sondern integraler Bestandteil der Software sind.
- Nutzen Sie das Microsoft Threat Modeling Tool oder OWASP Threat Dragon zur systematischen Modellierung potenzieller Angriffsflächen.
- Integrieren Sie Sicherheitsregeln via Git Hooks, um unsicheren Code direkt beim Commit zu blockieren.
- Schulen Sie alle Entwickler im Umgang mit den OWASP Top Ten sowie aktuellen Angriffsvektoren (wie SSRF, DOM XSS, API Abuses).
Der Faktor Mensch: Schulung und Security Culture
Ein starkes technisches Setup ersetzt keine gelebte Sicherheitskultur. In der Praxis entstehen laut Verizon Databreach Report 2024 ganze 74 % aller erfolgreichen Angriffe durch menschliches Versagen – etwa durch Fehlkonfigurationen, Phishing oder das Ignorieren von Warnmeldungen.⁴
Daher setzen immer mehr Unternehmen auf sogenannte „Security Champions“ in Entwicklungsteams: speziell geschulte Mitarbeitende, die als Schnittstelle zwischen Devs und Security operieren. Diese Champions fördern ein gesundes Sicherheitsverständnis, etablieren Best Practices und treiben die frühzeitige Einbindung von Security Requirements voran.
Das Monitoring nicht vergessen: Logging, Alerts und Response-Prozesse
Selbst die beste Sicherheitsarchitektur bleibt wirkungslos, wenn Angriffe unbemerkt bleiben. Effektives Logging mit Tools wie Elastic Stack, Datadog oder Splunk liefert nicht nur forensische Daten nach einem Vorfall, sondern bildet die Grundlage für präventive Alarmierungs- und Reaktionsmechanismen.
Best Practices umfassen dabei:
- Zentrale Erfassung sicherheitsrelevanter Log-Ereignisse mit strukturierten Daten (JSON, ECS-Format).
- Hochverfügbare Alert-Systeme mit Eskalationspfaden bei verdächtigem Verhalten.
- Definierte Incident Response Playbooks mit Zuständigkeiten und Kommunikationsregeln.
Unternehmen wie GitHub und Netflix setzen auf automatisierte Angriffserkennung mit Machine-Learning-gestützten Anomalieanalysen, um komplexe Kompromittierungen früh zu entdecken.
Fazit: Kontinuierliche Sicherheitsüberprüfungen als Standardpraxis
Angesichts der rasant steigenden Bedrohungslage – alleine 2024 registrierte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) über 22.000 neue Schwachstellen, ein Plus von 14 % gegenüber dem Vorjahr⁵ – ist ein Umdenken erforderlich. Kontinuierliche Sicherheitsprüfungen dürfen kein Nice-to-have mehr sein, sondern müssen feste Säule jeder modernen Webentwicklung sein.
Wer frühzeitig in Security-Awareness, Automatisierung und passende Tools investiert, reduziert nicht nur das Risiko von Datenverlust und Imageschäden, sondern schafft auch ein robusteres Fundament für zukünftige Skalierung und Innovation.
Wie handhabt ihr Security Checks in euren Projekten? Nutzt ihr automatisierte CI/CD-Prüfungen oder bevorzugt ihr manuelle Reviews? Diskutiert mit uns in den Kommentaren und teilt eure Erfahrungen!
Quellen:
¹ GitLab DevSecOps Survey 2023 (https://about.gitlab.com/annual-devsecops-survey/)
² OWASP Top Ten 2025 (https://owasp.org/Top10/)
³ Shopify Engineering Blog – „Security at Scale“, Juni 2024
⁴ Verizon 2024 Data Breach Investigations Report (DBIR)
⁵ BSI Lagebericht zur IT-Sicherheit in Deutschland 2024 (https://www.bsi.bund.de)




