Die Adobe MAX 2025 hat eindrucksvoll demonstriert, wie Künstliche Intelligenz nicht nur kreative Tools verändert, sondern die gesamte Arbeitsweise in Agenturen, Studios und Freelancer-Welten neu definiert. Mit bahnbrechenden Neuerungen wie der „Agentic AI“ und neuen Firefly-Modellen setzt Adobe die Messlatte für kreative Workflows neu – und greift mit einer Partnerschaft mit YouTube sogar in die Contentökonomie ein.
Agentic AI: Vom Assistenten zum kollaborativen Kreativpartner
Adobe hat mit dem Konzept der „Agentic AI“ erstmals eine neue Generation von KI-basierten Assistenten vorgestellt, die weit über die herkömmlichen Funktionen hinausgehen. Statt lediglich Werkzeuge zu automatisieren oder Vorschläge zu liefern, agiert Agentic AI als aktiver Co-Kreativer innerhalb der Creative Cloud Suite. Die Technologie versteht komplexe Briefings, kann Aufgaben über mehrere Anwendungen hinweg organisieren und sogar eigenständig kreative Vorschläge konzipieren und iterieren.
So demonstrierte Adobe auf der MAX 2025 beeindruckende Anwendungsbeispiele: Agentic AI entwarf ein vollständiges Branding inklusive Logo, Farbpalette und UX-Design-Vorschlägen, lediglich basierend auf einem Textbriefing. In Photoshop arbeitete die KI gleichzeitig an zwei Layoutvarianten, passte Farben anhand von Zielgruppen-Moodboards an und schlug passende Schriftarten vor – alles synchronisiert und in Echtzeit.
Technologisch basiert Agentic AI auf multimodalen Transformer-Architekturen, die von Adobes eigenem KI-Forschungslabor entwickelt wurden. Laut Adobe verwendet die Agentic-Engine eine Kombination aus natürlicher Sprache, Vision Model Understanding und semantischer Kontextauswertung. Sie kann damit den kreativen Intent antizipieren und Vorschläge liefern, die deutlich über simple Text-zu-Bild-Systeme hinausgehen.
Firefly 3: Qualität, Kontrolle und kommerzielle Verwendbarkeit
Mit Firefly 3 hat Adobe die neueste Generation seines generativen KI-Modells vorgestellt – und das mit spürbarem Effekt. Im Gegensatz zu anderen generativen Modellen wie Midjourney oder DALL·E betont Adobe weiterhin den kommerziell nutzbaren Output seiner Modelle. Firefly wurde von Beginn an ausschließlich mit lizenzierten, urheberrechtsfreien und Adobe Stock-Inhalten trainiert. Damit sollen Nutzende ohne rechtliche Risiken eigene Werke erstellen und vermarkten können.
Firefly 3 bringt unter anderem:
- Erweiterte Prompt-Steuerung und visuelle Pinsel für gezielte Bildmanipulationen
- Realistische Haut-, Licht- und Texturwiedergabe durch verbessertem Material Rendering
- Integration von Perspektivparametern und Tiefenschärfe in der Promptformulierung
Statistisch gesehen erlebt Adobe Firefly ein starkes Wachstum. Laut einer von Adobe veröffentlichten Nutzungsanalyse wurde die Firefly-Serie seit der Integration in Adobe Express über 11 Milliarden Mal zur Contentgenerierung verwendet (Quelle: Adobe MAX Keynote 2025). Besonders bemerkenswert: Über 75 % der Kreativschaffenden, die Firefly nutzen, geben an, dadurch ihre Produktivität „deutlich gesteigert“ zu haben (Adobe Creative Professionals Survey, Q3/2025).
Adobe & YouTube: Durchbruch für KI-imaginierten Video-Content
Ein weiteres Highlight der Adobe MAX 2025 war die strategische Partnerschaft mit YouTube. Dabei geht es nicht nur um bessere Content-Integration oder neue Exportformate – sondern um eine tiefgreifende Änderung im Erstellungsprozess von Video-Inhalten für die Plattform selbst. Ziel ist die KI-gestützte Vereinfachung und Beschleunigung von Contentproduktionen, die millionenfache YouTube-Communities adressieren.
Konkret wurden Tools vorgestellt, mit denen Videoskripte automatisch aus Blog-Artikeln oder Podcasts generiert werden können. Firefly-Modelle erzeugen dazu visuell einheitliche Thumbnails, Short-Form-Clips oder sogar animierte Sequenzen. Premiere Pro wurde so erweitert, dass Schnitt-, Color-Grading- und Subtitling-Prozesse durch die Firefly-Videomodellreihe automatisiert, aber jederzeit justierbar werden.
YouTube selbst erhofft sich durch die Zusammenarbeit einen Qualitätsschub für Creator:innen. Laut Neal Mohan, CEO von YouTube, könnten die Adobe-Tools helfen, „eine neue Ära professionellen Contents für Independent Creators zu ermöglichen“. Adobe wiederum sichert sich so Relevanz in einem Marktsegment, das zunehmend mit TikTok, CapCut & Co. konkurriert.
Auswirkungen auf die kreative Arbeitswelt
Mit seinem KI-Portfolio adressiert Adobe nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Agenturen und Unternehmensabteilungen. Agentic AI eröffnet etwa neuartige Team-Collaboration-Workflows: Teams können eine gemeinsame kreative Aufgabe definieren, während Einzelagenten der AI einzelne Teilschritte übernehmen und dann synchron zusammenführen. Das verändert Projektzeiten, Verantwortlichkeiten – und auch Jobprofile.
Laut der Creative Economy Outlook-Studie 2025 von Deloitte rechnen 61 % aller Medien- und Designunternehmen mittlerer Größe mit einem fundamentalen Umbau ihrer Creative Operations durch generative KI bis 2027. Besonders betroffen: Junior-Positionen, repetitive Tätigkeiten und Aufgaben im klassischen Post-Production-Bereich.
Doch es gibt auch positive Effekte. Durch intelligentes Prompting und kuratiertes Coaching von KI-Ergebnissen entstehen neue Rollen wie „Creative AI Strategist“ oder „Prompt Architect“. Adobe selbst bietet seit der MAX Konferenz intensive Schulungsangebote über die eigene Learning Platform an.
Empfehlungen für Kreative und Agenturen
- Prompt Training etablieren: Schulen Sie Teams im gezielten Einsatz von Prompt-Engineering. Schon einfache Strukturhilfen für Texteingaben können Qualität und Geschwindigkeit der Ergebnisse drastisch verbessern.
- Firefly-Integrationen aktiv nutzen: Verwenden Sie die neuen Bearbeitungstools innerhalb von Photoshop und Illustrator, um Admin-Aufwand (z. B. Freistellen, Kompositionen) zu minimieren und sich auf konzeptionelle Aufgaben zu konzentrieren.
- Agentic AI in Workflows testen: Pilotieren Sie die neue Agentic-Plattform in internen Designteams, besonders für multimediale Projekte. Nutzen Sie die Optionen für vordefinierte Roles und Sessions, um repetitives Briefing zu vermeiden.
Fazit: Der kreative Wandel ist da – und schneller als gedacht
Die Adobe MAX 2025 markiert einen Wendepunkt. Künstliche Intelligenz ist kein Zusatztool mehr, sondern tief integrierter Teil kreativer Prozesse. Agentic AI, Firefly 3 und die strategischen Allianzen – etwa mit YouTube – zeigen, dass Technologie nicht mehr nur automatisiert, sondern inspiriert. Es liegt nun an Kreativen, diese Werkzeuge zu meistern und aktiv mitzugestalten, wie sich die Branche in den nächsten Jahren entwickeln wird.
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